[90] Lamprecht, genannt der Pfaffe, deutscher Dichter von geistlichem Stande, der am Niederrhein, etwa in der Gegend von Köln, lebte und um 1130 das »Alexanderlied«, die älteste deutsche Dichtung nach einer französischen Vorlage, dem franko-provenzalischen Gedicht des Alberich von »Bisenzun« (Briançon?), schrieb. Von diesem besitzen wir nur ein Bruchstück des Anfangs (hrsg. in P. Heyses »Romanische Inedita«, Berl. 1856). Über die Vorgeschichte dieser Quelle s. Alexandersage. L. schloß sich ziemlich eng an Alberich an. Am lebhaftesten sind seine Schlachtschilderungen, in denen er auch Bekanntschaft mit dem altdeutschen Heldenepos zeigt. Herausgegeben wurde das Gedicht zuerst von Maßmann in den »Deutschen Gedichten des 12. Jahrhunderts«, Bd. 1 (Quedlinburg 1837), aus einer Straßburger Handschrift, die einen schon überarbeiteten Text mit geregeltem Versbau enthält. Den ursprünglichsten, in einer Vorauer Handschrift erhaltenen Text, der jedoch am Schluß verkürzt ist, gab Diemer in seinen »Deutschen Gedichten des 11. und 12. Jahrhunderts« (Wien 1849) heraus. Eine späte und schlechte Bearbeitung der Dichtung enthält eine Baseler Handschrift (hrsg. von R. M. Werner, Stuttg. 1888, Literar. Verein). Eine Ausgabe mit Übersetzung besorgte Weismann (Frankf. a. M. 1850, 2 Bde.), eine kritische Ausgabe Kinzel (Halle 1884), eine neuhochdeutsche Übersetzung mit Einleitung und Kommentar Ottmann (das. 1898, in Hendels Bibliothek der Gesamtliteratur).