Lateau

[215] Lateau (spr. -tō), Louise, Stigmatisierte, geb. 30. Jan. 1850 als Tochter eines Eisenbahnarbeiters zu Bois d'Haine in Belgien, gest. 25. Aug. 1883, wurde seit 24. April 1868 mit den an jedem Freitag blutenden Wundenmalen (s. Stigmatisation) begnadigt, wozu seit Juli 1868 Ekstase und seit März 1871 angeblich gänzliche Speiseenthaltung mit Ausnahme der täglich genossenen Kommunion kam. Die Geistlichkeit, an ihrer Spitze der Bischof Dumont von Tournai, beutete den rätselhaften Zustand jahrelang im Interesse der katholischen Kirche aus, die Gott durch solches Wunder auszeichne, und als Dumont 1880 vom Papst für irrsinnig erklärt und abgesetzt wurde, soll die L. für ihn Partei ergriffen haben. Eine von der medizinischen Fakultät in Brüssel mit der Untersuchung des Falles beauftragte Kommission aber kam zu dem Ergebnis, die L. leide an »stigmatischer Neuropathie«. Seit 1880 galt sie nur noch als krank. Vgl. Warlomont, Rapport médical sur la stigmatisée de Bois d'Haine (Brüssel 1875); Schwann, Mein Gutachten über die Versuche an der stigmatisierten Louise L. (Köln 1875) sowie die Schriften von Rohling (2. Aufl., Paderb. 1874), Majunke (2. Aufl., Berl. 1875) und Berens (Paderb. 1878).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 215.
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