Luzon

[891] Luzon, die größte und wichtigste Insel der Philippinen (s. Karte »Hinterindien«), zwischen 121/2-19° nördl. Br. und 120°20´-124° östl. L., mit den Küsteninseln 108,882 qkm mit (1899) 3,708,350 Einw. Die Insel besteht aus einem großen nördlichen geschlossenen Teil, der sich von N. nach S. erstreckt, und einem viel kleinern, vielfach zerrissenen (Camarines), dessen Richtung nach SO. geht. Unter den zahlreichen tiefen Buchten sind namentlich die von Lingayen und von Manila an der Westküste, die von Ragay im S. und die von Albay und Lagonoy im SO. zu nennen. Zwei granitische Ketten, die Cordillera del Norte (Tonglon 2260, Pagsan 2234 m) und die niedrigere Sierra Madre mit dem Vulkan Cagua (1200 m), schließen im Streichen von N. nach S. eine vom Cagayan durchflossene Alluvialebene ein; der Süden und Camarines sind vulkanisch, doch sind die meisten Kegel erloschen. Hier erheben sich der noch tätige Taal (2250 m), auf der Halbinsel Camarines der Labo (1552 m), Isarog (1970 m), der noch tätige Mayou (2700 m) und der Bulusan (1624 m). Die Bewässerung ist sehr reich; von den Flüssen sind zu nennen der Pasig, Abfluß der Lagoa de Bay, der Pampanga und der Cagayan mit dem Magat und Chico. Die Grundlage von L. bildet ein Komplex von kristallinischen Schiefern (Gneis, Chloritschiefer, Hornblendeschiefer etc.), die vielfach von erzführenden Quarzgängen durchsetzt sind. So findet sich bei Mombulao (Camarines Norte) sehr reichlich Gold; bei Labo und Paracali früher auch Bleiglanz, Blende, Kupferkies und Rotbleierz. Vulkanische Gesteine, hauptsächlich Dolerit, Andesit und Trachyt sowie deren Tuffe bedecken in großer Ausdehnung das ältere Gebirge. Von den zahlreichen Vulkanen ist der Mayon oder Vulkan von Albay durch wiederholte verheerende Eruptionen (zuletzt 1897) besonders bemerkenswert (vgl. Philippinen). Eins der eigentümlichsten Naturbilder gewährt die Laguna encantada (»verzauberter See«), ein Kratersee in der Nähe von Manila. Das Klima ist heiß und feucht (Regenzeit Juni bis Oktober); es herrschen Fieber und Cholera, und Zyklone haben wiederholt Städte und Dörfer zerstört. Die Flora ist überaus üppig; reißende wilde Tiere gibt es nicht. Näheres s. Philippinen. Von Mineralien sind in großer Menge Eisen- und Kupfererze, Schwefel und Kohle gefunden worden. Die Bevölkerung besteht aus drei verschiedenen Bestandteilen, die in drei konzentrischen Zonen die Insel bewohnen. Die Urbevölkerung, die Negrito, wurde durch zwei malaiische Einfälle in die innern Berggegenden zurückgedrängt und dort von den Malaien der ersten Invasion (Tingianen, Igorroten, Ginanen, Calinga u.a.) so aufgesogen, daß sie nur noch Stammesinseln bildet. Die Malaien der zweiten Invasion (Tagalen, Visaya u.a.) bewohnen die Küstengebiete, neben ihnen Chinesen, Spanier und Mischlinge. Hauptstadt ist Manila (s. d.). Vgl. Drasche, Fragmente zu einer Geologie der Insel L. (Wien 1878); Marche, Lucon et Palaouan; six années de voyages aux Philippines (Par. 1887); J. Coronas, La erupción del volcán Mayon (Manila 1898); Karten von Almonte und Muriel in 1: 400,000 (Madr. 1886); in 1: 560,000 (Washingt. 1901 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 891.
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