Marĭette

[300] Marĭette, 1) Pierre Jean, Kunstschriftsteller und Kunstsammler, geb. 7. Mai 1694 in Paris, gest. daselbst 10. Sept. 1774, widmete sich unter seinem Vater Jean M. (geb. 1660, gest. 20. Sept. 1742), der als Zeichner, Kupferstecher und Buchdrucker tätig war, der Kupferstecherkunst und erweiterte seine Kenntnisse auf Reisen durch Deutschland und Italien. 1750 verkaufte er den Bücherverlag, den er nach dem Tode seines Vaters fortgeführt hatte, und erwarb sich damit das Amt eines königlichen Sekretärs und Kanzleikontrolleurs in Paris, beschäftigte sich aber fortan fast ausschließlich mit der Bereicherung seiner Kupferstichsammlung. Seine Sammlung, die mehr als 1400 Zeichnungen und über 1500 Kupferstiche enthielt, wurde nach seinem Tode zerstreut. Unter seinen Schriften sind hervorzuheben: »Architecture française« (Par. 1727); »Traité des pierres gravées du cabinet du roi« (das. 1750, 2 Bde.); »Description sommaire des dessins des grands maîtres d'Italie, etc., du cabinet du feu M. Crozat« (das. 1741). Seine handschriftlichen Notizen, die eine Fülle von wertvollem Material bieten, wurden in den »Archives de l'art français« veröffentlicht als »Abécédaire de P. J. M. et autres notes inédites de cet amateur sur les arts et les artistes« (Par. 1851–60, 6 Bde.).

2) Auguste Edouard, berühmter franz. Ägyptolog, geb. 12. Febr. 1821 in Boulogne-sur-Mer, gest. 18. Jan. 1881 in Bulak bei Kairo, war anfänglich Lehrer in seiner Vaterstadt, erhielt 1849 eine Anstellung am Ägyptischen Museum in Paris, unternahm 1850–54 eine wissenschaftliche Reise durch Ägypten und machte insbes. durch die Auffindung der Apisgräber in Memphis seinen Namen allgemeiner bekannt. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Conservateur-Adjoint am Ägyptischen Museum ernannt. Doch begab er sich bereits 1858 wieder nach Ägypten, wo er vom Vizekönig nun mit der Oberleitung der von der Regierung veranstalteten Ausgrabungen betraut wurde. In dieser Stellung hat M. die wichtigsten alten Denkmäler zutage gefördert; seine bedeutendste Arbeit dieser Art ist die Bloßlegung der Tempel von Abydos und Edfu. Man verdankt M. auch die Anlage des altägyptischen Museums von Kairo, dessen Direktor er viele Jahre hindurch gewesen. Außer zahlreichen Aufsätzen in ägyptologischen Zeitschriften veröffentlichte er: »Choix de monuments et de dessins découverts pendant le déblaiement du Sérapéum« (Par. 1856); »Le Sérapéum de Memphis« (1857–66, 9 Lfgn.); »Principaux monuments du musée d'antiquités égyptiennes à Boulaq« (1864); »Abydos; description des fouilles« (1870–1880, 2 Bde.); »Catalogue général des monuments d'Abydos« (1880); »Dendérah; description générale du grand temple de cette ville« (1870–80, 5 Bde.); »Les papyrus égyptiens du musée de Boulaq« (1871–77, 3 Bde.); »Karnak; étude historique et archéologique« und »Les listes géographiques des pylônes de Karnak« (beide 1875); »Deir-el Bahari, documents etc.« (1877); »Monuments divers, etc.« (1872–89); »Voyage dans la Haute-Egypte« (1878, 2. Aufl. 1893); »Itinéraire de la Haute-Egypte« (1872, 3. Aufl. 1880). M. hatte vom Vizekönig von Ägypten den Titel Bei erhalten und wurde 1867 zum Kommandeur der Ehrenlegion befördert; später wurde er auch Mitglied der französischen Akademie und 1879 vom Vizekönig zum Pascha ernannt. Nach seinem Tode gab Maspero heraus: »Le Sérapéum de Memphis« (1882, Bd. 1), »Les Mastaba de l'ancien Empire« (1882–86) und »Œuvres diverses d'Auguste M.« (1904, Bd. 1). In seiner Vaterstadt wurde ihm 1882, in Kairo 1904 ein Denkmal errichtet. Vgl. E. Mariette, M. Pacha. Lettres et souvenirs personnels (Par. 1904); Maspero, Notice biographique sur A. M. (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 300.
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