[589] Mena, Juan de, span. Dichter, geb. 1411 in Cordoba, gest. 1456 in Torrelaguna, wo der Markgraf von Santillana ihm einen Denkstein stiftete, studierte in Salamanca, machte sich in Rom noch mit der altklassischen Literatur vertraut, ward nach seiner Rückkehr lateinischer Sekretär und Historiograph des Königs Johann II. sowie Mitglied des Rates der Vierundzwanzig seiner Vaterstadt. M. gilt für den Vater der gelehrten spanischen Dichtkunst und wird als solcher wohl der »spanische Ennius« genannt. Er nahm sich die Alten und die Italiener zum Muster und bemühte sich, durch Einführung poetischer lateinischer Ausdrücke die Muttersprache zu bereichern. Er ist Chorführer der ersten italienisierenden Schule. Sein Hauptwerk ist das didaktische Gedicht »El Laberinto de Fortuna« (Sevilla 1496; mit Kommentar von Fernan Nuñez, das. 1499; von Sanchez de las Brozas, Salam. 1582 u. ö.; neuerdings von Foulché-Delbosc, Mâcon 1904), nach der Zahl der Strophen auch »Las Trescientas« genannt, ein allegorisches Gemälde der Wandlungen des Glücks und eine offenbare Nachahmung der »Divina Commedia«. Der poetische Wert des Werkes ist trotz mancher schönen Einzelheiten im ganzen gering; von den Zeitgenossen aber wurde es sehr bewundert und in Spanien sowie in Portugal mehrfach nachgeahmt. Menas übrige poetische Arbeiten sind: »La Coronacion« (1492), ein Gedicht zur Feier der Dichterkrönung des Marquis von Santillana; das allegorisch-asketische Poem »Contra los siete pecados mortales« (Salam. 1500) und mehrere kleinere Stücke im höfischen Stil, die zum Teil im »Cancionero general« stehen. Außerdem übersetzte er die Ilias in spanische Prosa. Seine poetischen[589] Werke erschienen oft gesammelt (Sevilla 1528, Madr. 1804 und 1840). Ein bisher unbekanntes Gedicht von M.: »Dezir sobre la justicia etc.«, wurde neuerdings veröffentlicht (Madr. 1876, leider in unzugänglicher Ausgabe). Vgl. »Revue Hispanique«, Bd. 10 und 11 (190304), und Manéndez y Pelayo in der »Antologia«, Bd. 5 (1894).