[480] Passageninstrument (spr. passāschen, Durchgangs- oder Transitinstrument), von Olaf Römer (1689) erfundenes astronomisches Instrument zur Beobachtung der Durchgangszeiten der Sterne durch einen bestimmten Vertikalkreis. Es ist im wesentlichen gerade so gebaut wie der Meridiankreis (s. d. mit Tafel), nur die feingeteilten Kreise nebst den zugehörigen Mikroskopen fehlen und sind durch kleinere bis auf ganze Minuten ablesbare ersetzt.
Um ein solches Instrument leichter transportabel zu machen, versieht man es meist mit gebrochenem Fernrohr. Die Abbildung zeigt ein von Repsold in Hamburg gebautes P. mit einem Objektiv von 68 mm Öffnung. Auf einem eisernen Untergestell ruht auf drei Spitzen der Lagerbock A, der das ganze Instrument trägt. Die Horizontalachse wird aus zwei hohlen Kegeln aus Rotguß B gebildet, die sich an ein zylindrisches Mittelstück ansetzen, die Auflagerungsflächen der Achse sind mit einem glasharten, genau zylindrischen Stahlmantel versehen. An dem Mittelstück ist senkrecht zur Achse das Rohr C angesetzt, welches das Objektiv O trägt; die durch dasselbe einfallenden Lichtstrahlen werden durch ein im Mittelstück der horizontalen Achse in fester Verbindung mit dem Objektivrohr C angebrachtes Prisma nach dem an einem Ende dieser Achse befindlichen Okular o reflektiert, so daß das Auge des Beobachters sich immer in derselben Lage befindet, welche Höhe auch das zu beobachtende Objekt über dem Horizont hat. Das Okularende o trägt ein Fadenmikrometer a, bei dem abgebildeten Instrument ein Repsoldsches Mikrometer zur Vermeidung des persönlichen Fehlers (s. Mikrometer, S. 787), b b sind die dafür erforderlichen elektrischen Leitungen zum Chronographen. Am andern Ende der Horizontalachse befindet sich der mit der Lupe c auf ganze Minuten ablesbare Höhenkreis D sowie ein auf der Achse drehbares Niveau h, das jedoch auch mit derselben festgeklemmt werden kann und bei Polhöhenbestimmungen nach der Horrebow-Talcottschen Methode Anwendung findet. Am Mittelstück der Horizontalachse befindet sich die Klemme d zur Feststellung des Fernrohrs sowie der Schlüssel e zur Feinbewegung in Höhe. Um das Instrument in seinen Lagern schnell und bequem umlegen und einen Stern in beiden Lagen direkt hintereinander beobachten zu können, wird durch Drehung des Knopfes F der Rahmen E in die Höhe gehoben, der mittels Rollen die Horizontalachse des Instruments aus den Lagern heraushebt und dann mit dem Fernrohr sich um eine zentrale Achse um 180° drehen läßt; durch Rückwärtsbewegung des Knopfes F wird der Rahmen dann wieder gesenkt und die Horizontalachse legt sich in umgekehrter Richtung wieder in ihre Lager. Zur Ermittelung der Neigung der Horizontalachse dient das Niveau f, das mit seinen Armen g auf die Achse aufgehangen wird und in dieser Stellung, im Gegensatz zu Instrumenten mit nicht gebrochenem Fernrohr, beständig verbleiben kann, auch beim Umlegen des Instruments. Die Feder k, die oben eine Rolle trägt, die in einer Nute am zylindrischen Mittelstück läuft, dient zur Aufhebung der Biegung der Horizontalachse durch die Schwere, ii sind Gegen gewichte für das Objektivrohr mit Objektiv, l ist eine kleine Lampe zur Beleuchtung des Kreises D und des Gesichtsfeldes des Fernrohrs, letztere läßt sich durch Drehung des am Mittelstück befindlichen Knopfes leicht moderieren. Instrumente dieser Art dienen hauptsächlich zu genauen geographischen Ortsbestimmungen, in neuester Zeit sind dieselben auch mehrfach zum Studium der Polhöhenänderungen benutzt worden. Ein im Meridian aufgestelltes P. (Mittagsfernrohr) bildet das Hauptinstrument für die astronomische Zeitbestimmung, da die Sternzeit zur Zeit des Durchgangs eines Sternes durch den Meridian gleich dessen Rektaszension ist. Ein im Ost-West-Vertikal, dem sogen. ersten Vertikal, aufgestelltes P. dient zur Polhöhenbestimmung und zur Bestimmung absoluter Deklinationen.