Pomologie

[137] Pomologie (lat.-griech., »Obstkunde«), die wissenschaftliche Beschreibung der Obstsorten, auch die Lehre vom Obstbau, von dem Werte der verschiedenen Obstsorten und ihrer Verwertung. Schon im 18. Jahrh. und bis zur Mitte des 19. hatten sich Quinteney, Noisette, Hirschfeld, Zink, Mayer, Sickler, Dittrich, Christ, Dochnahl, Diel, Downing, Liegel, v. Ährenthal, v. Truchseß, Hogg u. a. bemüht, die verschiedenen Fruchtsorten genau zu bestimmen und in bestimmte Systeme zu ordnen; die Bearbeiter des »Illustrierten Handbuchs der Obstkunde«, Oberdieck, Lucas, Engelbrecht und Jahn, stellten dann eine vollständig systematische Ordnung der Obstfrüchte her, die für weitere Forschungen den Boden gegeben hat. Bei den pomologischen[137] Bestimmungen kommen die Früchte nach ihrer Form, Größe und Farbe, dann nach ihrer Schale, dem Stengel und dessen Einsatz und nach dem Kelch in Betracht; ebenso geben das Fleisch, das Kernhaus beim Kernobst und der Stein beim Steinobst sowie der Durchschnitt der Frucht bestimmte Merkmale zur Feststellung der Sorten. Auch sind die Blätter der Fruchtzweige, die Form der Fruchtaugen, die Blüte und die Blütezeit, die Sommertriebe mit den Blättern zu berücksichtigen. Die neuern Pomologen suchen eine Klasseneinteilung zu finden, die außer Form und Farbe der Frucht besonders auch vegetative Verhältnisse mit in Betracht zieht. Die Versammlungen der deutschen Pomologen haben in der Neuzeit vieles zur Sichtung und Berichtigung der Sorten beigetragen. Vgl. den »Traité des arbres fruitiers« von Duhamel du Monceau (s. d.), die Werke von A. Diel, H. und R. Goethe, Lucas (s. d.); Günderode und Borkhausen, Pflaumenabbildungen in 6 Heften (Darmst. 1804–08); v. Truchseß, Systematische Beschreibung und Klassifikation der Kirschensorten (Stuttg. 1819); Dittrich, Systematisches Handbuch der Obstkunde (2. Aufl., Jena 1839–41, 3 Bde.); Liegel, Systematische Anleitung zur Kenntnis der Pflaumen etc. (Passau 1838 u. Linz 1841, 2 Hefte) und Beschreibung neuer Obstsorten (Regensb. 1851–56, 3 Hefte); Oberdieck, Illustriertes Handbuch der Obstkunde (Stuttg. 1858–75, 8 Bde.; Ergänzungsband 1879) und Deutschlands beste Obstsorten (Leipz. 1881); Lauche, Deutsche P. (Berl. 1882–83, 6 Bde.; Auswahl in 100 Tafeln, 1894); »Deutschlands Obstsorten« (bearb. von Müller, Grau u. Bißmann, Stuttg. 1905 ff.); Stoll, Österreich isch-Ungarische P. (Wien 1883–84, 4 Bde.); Hogg, Fruit manual (5. Aufl., Lond. 1884); Gaucher, P. des praktischen Obstbaumzüchters (102 Tafeln, Stuttg. 1895); Mathieu, Nomenclator pomologicus (Berl. 1889); »Monatsschrift für P. und praktischen Obstbau«, herausgegeben von Oberdieck u. Lucas (Stuttg. 1855–64), fortgesetzt als »Illustrierte Monatshefte für Obst- und Weinbau« (Ravensb. 1866–74) und »Pomologische Monatshefte« (das. 1875 ff., jetzt Stuttgart); »Mitteilungen über Obst- und Gartenbau« (hrsg. von R. Goethe, Wiesbad., seit 1885); »Der Obstbaumfreund« (Stuttg., seit 1894), »Der Obstgarten« (Klosterneuburg, seit 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 137-138.
Lizenz:
Faksimiles:
137 | 138
Kategorien: