Samothrāke

[529] Samothrāke (türk. Semendirek), Insel im N. des Ägäischen Meeres (s. Karte »Europäische Türkei«), 37 km von der thrakischen Küste entfernt, der Maritzamündung gegenüber, mit dem 1600 m hohen Saoke (heute Phengari), ist von ovaler Gestalt, hafenlos, 177 qkm groß, wenig fruchtbar und fast ganz entwaldet. S. ist ein abgelöstes Stück der altkristallinischen Masse Thrakiens, hat aber auch jungvulkanische Gesteine und heiße Schwefelquellen. Bei Salamis (480 v. Chr.) kämpften die Bewohner von S. auf seiten der Perser; später waren sie tributpflichtige Bundesgenossen der Athener. Während der Kämpfe in Mazedonien war die Insel eine Art von Asyl. Zu Sullas Zeit ward ihr an Weihgeschenken reicher Tempel von Seeräubern geplündert. Berühmtheit erlangte S. durch seinen Mysterienkultus der Kabiren (s. d.). Jetzt gehört die seit 1457 türkische Insel zum Wilajet Adrianopel und hat 4600 meist griech. Einwohner, die sich von Viehzucht (Schafe und Ziegen) nähren. Die alte Stadt S. lag auf der Nordküste; landeinwärts davon nach Süden liegt der heutige Hauptort Kastro. Die Ausgrabungen A. Conzes haben in der alten Stadt namentlich die Reste eines dorischen Marmortempels und eines Rundbaues aus dem 3. Jahrh. v. Chr. aufgedeckt. Vgl. Conze, Archäologische Untersuchungen auf S. (mit Hauser, Niemann und Benndorf, Wien 1875 u. 1880).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 529.
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