[56] Schuhmacher, Handwerker, der die Fußbekleidung herstellt (s. Schuh). Das Gewerbe war frühzeitig zunftmäßig organisiert; zuerst wird eine Innung der S. in einer Magdeburger Urkunde von 1157 erwähnt. In einigen Städten teilte sich später das Gewerbe in zwei Innungen: die Altschuhmacher (Altmeister), die das Herstellen grober und Ausbessern alter Schuhe besorgten, und die eigentlichen S. (Neumeister), die neue Ware herstellten. Zwischen den Meistern und Gesellen dieses Handwerks gab es schon frühzeitig Streitigkeiten; besonders bekannt sind die Aufstände der »Schuhknechte« in Würzburg (1724) und Augsburg (1726). Im Deutschen Reiche gab es nach der Zählung vom 14. Juni 1895 im Schuhmachergewerbe 261,322 (darunter 24,162 Neben-) Betriebe mit 402,186 (darunter 15,209 weiblichen) beschäftigten Personen. In diesen Zahlen sind auch die in den Schuhfabriken beschäftigen Personen einbegriffen. Das eigentliche Handwerk wird immer mehr von der Fabrik verdrängt und auf Reparaturarbeiten, Arbeiten für abnorm gestaltete Füße beschränkt. Die in der Schuhmacherei beschäftigten Handwerker sind in der ungefähren Zahl von 20,000 in etwa 186 Innungen organisiert, die seit 1883 in einem Schuhmacher-Innungsverband mit dem Sitz in Berlin zusammengefaßt sind. Die zur Abwehr der Konkurrenz der Fabriken da und dort gegründeten Rohstoff- und Produktivgenossenschaften sind meist wieder eingegangen. Für die Ausbildung zum Meister sorgen neben den Innungsfachschulen noch private Schuhmacherschulen[56] (s. d.). Die Gesellen haben seit 1883 einen Unterstützungsverein deutscher S. mit dem Sitz in Nürnberg, mit dem eine freie Hilfskasse, die Zentralkasse der S. Deutschlands, verbunden ist. Außerdem bestehen Schuhmacherinnungs-Gesellenvereine. Vgl. Berlepsch, Chronik vom ehrbaren Schuhmachergewerk (St. Gallen 1850); v. Flotow, Das Schuhmacherhandwerk in seiner Entwickelung (Münch. 1890); Francke, Die Schuhmacherei in Bayern (Stuttg. 1893); Lingke, Die Schuhmacherinnung zu Dresden 14011901 (Dresd. 1901); Fromm, Die Genossenschaften im Schuhmacherhandwerk (Leipz. 1904); technische Literatur s. Schuh.