Siebwahrsagung

[439] Siebwahrsagung (Koscinomantie), eine schon bei den allen Griechen und Hebräern übliche, in ganz Europa lange Zeit gebräuchliche Wahrsagungsart, um den Namen eines Diebes, des Weibes Keuschheit, des Reiters und Pferdes Glück und geheime Angelegenheiten aller Art zu entdecken, gehört zu der Gruppe des auf dem flachen Lande noch jetzt in Anspruch genommenen »wahrsagenden Hausgeräts«, wobei außer dem Siebe, mit dem das eigentliche Siebdrehen oder Sieblaufen betrieben wird, besonders Erbschlüssel, Erbbibeln, Beile, Scheren, Messer und Gabel gebraucht wurden. Man hängt diese Gegenstände entweder an einer Schnur auf, oder hält sie (den Erbschlüssel in die Bibel gebunden) zwischen zwei Fingern im schwankenden Gleichgewicht, dabei die Namen der verdächtigen Personen aufzählend oder inmitten der versammelten Hausgenossenschaft von einer Person zur andern tretend. Derjenige, bei deren Nennung oder Annäherung sich der Gegenstand bewegt, wird für den Schuldigen gehalten. Vgl. C. Sterne, Die Wahrsagung aus den Bewegungen lebloser Körper (Weim. 1862).

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 439.
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