[574] Solānum L. (Nachtschatten), Gattung der Solanazeen, niederliegende oder aufrechte Kräuter, Sträucher oder kleine Bäume von sehr verschiedenem Habitus, bisweilen kletternd, oft zottig, sternfilzig oder drüsig behaart, auch stachelig, mit abwechselnden, einzeln stehenden oder gepaarten, einfachen, gelappten oder fiederschnittigen Blättern, gelben, weißen, violetten oder purpurnen Blüten in achsel- oder endständigen zymösen Dolden, Trauben oder Rispen, selten einzeln, und gewöhnlichen, vom bleibenden Kelche gestützten, meist kugeligen, vielsamigen Beeren. Etwa 900 Arten, meist in den tropischen und gemäßigten Teilen der ganzen Erde, besonders in Südamerika. S. Dulcamara L. (Bittersüß, Almenraute, Alpranke, Elfranke, Alfrank, Mäuseholz, [574] Hundskraut, Stinkteufel, Teufelszwirn), Halbstrauch mit hin und her gebogenem, kletterndem oder windendem Stamm, länglich eiförmigen, zugespitzten Blättern, diesen gegenüberstehenden, wickeligen, nickenden Blütenständen, violetten Blüten. und roten, länglichen Beeren, wächst an feuchten Stellen in Europa und Asien bis China und Japan. Die Stämme riechen beim Zerbrechen sehr widrig narkotisch, sind nach dem Trocknen geruchlos, schmecken bitterlich, hintennach süß; sie enthalten Solanin, Dulcamarin und Zucker, wurden seit dem 17. Jahrh. medizinisch benutzt, sind jetzt aber ziemlich vergessen. Die Beeren erzeugen Erbrechen und Durchfall. S. esculentum Dun. (S. Melongena L., Eierpflanze, Melanganapfel, s. Tafel »Gemüsepflanzen III«, Fig. 1), einjährig, mit krautartigem, bis 60 cm hohem, stacheligem oder wehrlosem Stengel, eirunden, ganzrandigen oder buchtig-gezahnten, unbewehrten oder dornigen, unterseits filzigen Blättern und lilafarbigen, großen Blüten, trägt ovale, violette, gelbe oder weiße Früchte (Aubergine, Albergine) von der Größe eines Hühnereies, die als Zutat an Saucen, Suppen, Ragouts etc. oder geröstet gegessen werden. Die Heimat ist nicht bekannt; man kultiviert sie in den Tropen, in Spanien, Südfrankreich, um Rom, Neapel, in der Walachei und der Levante. In Deutschland kommt diese Pflanze nur in Töpfen oder auf warmen Rabatten, besser in Mistbeeten, fort. S. nigrum L. (Schwarzer Nachtschatten, Hühnertod, Sankraut, s. Tafel »Giftpflanzen II«, Fig. 4), in Europa, Asien und Amerika, allenthalben auf bebautem Land, an Wegen, auf Schutt, unbewehrt, mit eirunden, buchtig-gezahnten Blättern, weißen, selten ins Violette spielenden Blüten in kurz doldenartigen Wickeln und erbsengroßen, schwarzen (auch grünen) Beeren, und das zottig oder dicht behaarte S. villosum Lam., mit gelben und mennigroten (S. miniatum Bernh.) Beeren, sind bekannte Giftpflanzen und enthalten Solanin. S. Quitoense Lam. (Orange von Quito), ein bis 2 m hoher Halbstrauch in Peru und Quito, trägt genießbare Früchte von der Größe einer kleinen Orange, wird auch in England kultiviert. Von S. anthropophagorum Seem. (Borodina), auf den Fidschiinseln, wurden die tomatenähnlichen Beeren als Würze bei den kannibalischen Mahlzeiten der Eingebornen benutzt. Zahlreiche Arten werden der genießbaren Früchte halber in den Tropen kultiviert, z. B. S. aethiopicum L. in Afrika, S. edule Schum. in Guinea, S. macrocarpum L. auf Mauritius und Madagaskar etc., andre, wie S. robustum Wendl. aus Brasilien, S. aculeatissimum hort. aus Peru, S. atropurpureum Schrank aus Südamerika, die kletternde S. jasminoides Paxt. aus Brasilien und S. Wendlandii Hook. fil., benutzt man als zum Teil sehr stattliche Blattzierpflanzen, während S. pseudo-capsicum L. (Korallenkirsche, Judenkirsche, Straußkirsche) und S. capsicastrum Lk. (Beißbeernachtschatten) der schönen roten Früchte halber kultiviert werden. S. carolinense (Pferdedistel) ist in Amerika ein lästiges Unkraut. Über S. tuberosum s. Kartoffel. S. Commersoni Soir. am La Plata trägt Knollen wie die Kartoffel und soll mancherlei Vorzüge vor dieser besitzen (in Frankreich sind fortgesetzte Kulturversuche gemacht worden). Vgl. Labergerie, Le S. Commersoni et ses variations (Par. 1905). S. furiosum in der mittelalterlichen Heilkunde soviel wie Paris quadrifolia.