Sphagnum

[727] Sphagnum Ehrh. (Torfmoos, Sumpfmoos), einzige Laubmoosgattung der Familie der Sphagnazeen, ansehnliche, weißliche, bräunliche oder rötliche, hohe, elastisch schwammige Polster bildende Moose, mit aufrechten, zylindrischen, beblätterten Stengeln und zweierlei Zweigen: geraden, abwärts gerichteten, peitschenförmig verlängerten, dem Stengel dicht anliegenden und schief abstehenden oder aufrechten, an der Spitze des Stengels schopfartig gehäuften; die Geschlechtsorgane stehen meist monözisch auf derselben Pflanze. Die männlichen, kätzchenartigen Zweige tragen unter dachziegelartig gestalteten, großen und auffallend gefärbten Deckblättern die zartgestielten, kugeligen Antheridien, die sich an der Spitze mit zurückgerollten Lappen öffnen. Die knospenartigen weiblichen Äste (Perichätialäste) tragen an der Spitze 1–5 Archegonien, aus deren Eizelle nach eingetretener Befruchtung sich das Sporogon mit kurzem Stiel und angeschwollenem Fuß (s. Tafel »Moose I«, Fig. 7) entwickelt, während die Archegoniumwand sich zur später zersprengten Kalyptra ausbildet. Die kugelige Kapsel enthält eine zentrale Kolumelle (s. Moose, S. 126), öffnet sich mittels eines Deckels und besitzt kein Peristom; sie wird im Reifezustand von einer Zweigverlängerung (Pseudopodium) emporgehoben. Die Blätter bestehen aus großen, leeren, lufthaltigen, mit Verdickungsfasern versehenen, durch weite, offene Löcher nach außen geöffneten Zellen, zwischen denen sehr enge, chlorophyllhaltige Zellen liegen, daher diese Moose von bleicher Farbe sind und vermittelst der porösen Zellen durch Kapillarität Wasser einsaugen. Die zahlreichen Arten sind weit verbreitet und gehören zu den wichtigsten torfbildenden Pflanzen. Sie wachsen gesellig in ausgedehnten Beständen von der Ebene bis in die alpinen Gebirgshöhen, auf Torfsümpfen, in morastigen Wäldern und auf feuchten Felsen; ihre von untenher allmählich absterbenden Stengel lagern alljährlich eine gewisse Menge organischer Substanz ab; sie erhalten außerdem in Wäldern und Gebirgen die Feuchtigkeit des Bodens und bilden so natürliche Wasserspeicher. Die häufigsten der deutschen Arten sind das kahnblätterige Torfmoos (S. cymbifolium Ehrh., s. Tafel »Moose I«, Fig. 7), mit kahnförmigen, an der Spitze kappenförmigen Zweigblättern, und das spitzblätterige Torfmoos (S. acutifolium Ehrh.), mit lang zugespitzten, an der Spitze gestutzten und gezahnten, länglich-eiförmigen Blättern. Getrocknete Torfmoosrasen benutzt man als Füll- und Packmaterial, zu gepreßten, weichen Platten, Binden für hygienische Zwecke u. dgl. Vgl. Warnstorff, Die europäischen Torfmoose (Berl. 1881), Charakteristik und Übersicht der europäischen Torfmoose (Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins des Harzes in Wernigerode 1893) und Sphagneceae (in »Engler u. Prantl natürlichen Pflanzenfamilien«. Leipz. 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 727.
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