[329] Tarquinĭus Superbus (»der Hochmütige«), L., Roms siebenter und letzter König (534510 v. Chr.), Sohn des Tarquinius Priscus. Servius Tullius hatte ihn und seinen Bruder Aruns mit seinen Töchtern, die beide den Namen Tullia führten, verheiratet, um sie dadurch zu gewinnen und sie nach ihrer Verdrängung vom Throne zu versöhnen Allein Lucius stieß im Verein mit der jüngern Tullia, der Gemahlin des Aruns, Servius Tullius gewaltsam vom Thron und führte die Regierung in derselben Weise, wie er sie an sich gerissen hatte. Es gelang ihm zwar, die Latiner völlig zu unterwerfen, und in Rom selbst setzte er den Bau der unterirdischen Kanäle fort und vollendete den Bau des kapitolinischen Tempels. Dagegen erbitterte er das Volk durch Grausamkeit und Willkür und insbes. durch die Härte, mit der er die ärmern Bewohner zu Fronarbeiten zwang, den Senat durch die Unumschränktheit seiner Herrschaft, die ihre Stütze mehr in auswärtigen Verbindungen suchte. Als daher, während er selbst mit dem Heere vor dem belagerten Ardea lag, sein Sohn Sextus die Lucretia (s. d.) entehrt hatte, rief Junius Brutus das Volk zur Empörung auf; Volk und Heer fielen von ihm ab, und so wurde in Rom das Königtum abgeschafft und die Staatsform der Republik eingeführt. Vergebens suchte T. mit Hilfe der Tarquinier, die beim Wald Arsia geschlagen wurden, des Königs Porsena (s. d.) von Clusium und endlich der Latiner, die am See Regillus gegen die Römer unterlagen, den Thron wiederzuerobern. Er starb als der letzte seines Geschlechts 495 in der Verbannung zu Cumä, nachdem von seinen Söhnen Titus und Aruns schon am See Regillus gefallen waren und Sextus in Gabii ermordet worden war. Der historische Kern der Überlieferung des T. ist frühzeitig von dem Haß der Patrizier nach dem Vorbilde der griechischen Tyrannen durch erdichtete Zusätze ausgeschmückt und eingehüllt worden. Das Familiengrab der »Tarc(h)na« ist in Cäre, wohin sich T. nach der Vertreibung aus Rom mit seinen Söhnen begeben hatte, aufgefunden worden.