[342] Tau, wässeriger Niederschlag, der entsteht, wenn sich durch Ausstrahlung die Erdoberfläche und mit ihr die Vegetationsdecke so stark abkühlt, daß der Taupunkt in der unmittelbar berührenden Luftschicht erreicht wird; es scheidet sich dann aus ihr ein Teil des Wasserdampfes in Tröpfchen auf der Erde, den Grashalmen und Blättern als T. ab. Dieser T. ist also nicht gefallen, sondern nur aus der unmittelbarsten Nachbarschaft ausgeschieden. Ein andrer, aber kleinerer Teil des Taues, besonders auf der Unterseite der Blätter, ist Kondensationsprodukt der aus dem Erdboden aufsteigenden feuchten Luft (des sogen. Erddampfes). Da Gräser und Blätter sehr gute Wärmeleiter sind, so kühlen sie sich durch Ausstrahlung sehr stark ab; deshalb ist an ihnen wie auch an langhaarigen Fellen die Wasserabscheidung aus der Luft sehr groß. Je feuchter die Luft, um so größer auch die Taumenge; sie ist daher im Sommer größer als im Winter, in den Tropen reichlicher als in der gemäßigten Zone, in wolkenarmen und windstillen Klimaten (Suptropen) größer als in Gegenden mit großer Bewölkung und lebhafter Luftbewegung, da in letztern Fällen die Ausstrahlung nur in geringerm Maße stattfindet. In den Suptropen hilft der T. den Pflanzen über den regenarmen Sommer; so erwähnt die Bibel seine Bedeutung für die Ernte. Sind die Körper weit unter 0° abgekühlt, so entsteht nicht T., sondern Reif (s. d.). Die Wassermenge des Taues ist sehr verschieden und im Vergleich mit den Niederschlägen nicht erheblich. Die Messung geschieht mit Drosometern (s. d.) oder bei reichlichen Mengen mit dem Regenmesser. In Mitteleuropa liefert eine gute Taunacht selten 0,3 mm oder mehr Niederschlagshöhe, d. h. 300 g (1/3 Lit.) auf 1 qm, während in den Tropen wohl das Zehnfache vorkommen kann. Obige Theorie hat zuerst W. Ch. Wells 1818 (»An essay on dew«, Neudruck, Lond. 1866) aufgestellt; vgl. ferner Hamberg, Température et humidité de l'air (Upsala 1876); Homén, Bodenphysikalische und meteorologische Untersuchungen (Berl. 1894).
Brockhaus-1911: Tsin-hwang-tau · Tsing-tau · Tschin-hwang-tau · Lan-tau · Tau
Meyers-1905: Tau [3] · Tau [4] · Tau [1] · Koschtan-Tau · Lan-tau
Pierer-1857: Tau [4] · Tau [3] · Unklares Tau · Turpi Tau · Tau [2] · Kargusch-Kegisch-Tau · Burus Tau · Tau [1] · Laufendes Tau- u. Takelwerk