Taubilder

[345] Taubilder (Mosersche Bilder, Hauchbilder), die beim Anhauchen einer mit einem trockenen, nicht abfärbenden Gegenstand beschriebenen Fläche hervortretenden Schriftzüge, die sichtbar werden, weil sich auf ihnen die Wasserdämpfe anders kondensieren als auf der übrigen Fläche. Legt man auf eine polierte Metallfläche ein Petschaft, eine Münze oder einen geschnittenen Stein, so kann man nach einigen Stunden ebenfalls durch Anhauchen das Gepräge der Münzen auf der Metallfläche hervorrufen. Es genügt auch, wenn der Stempel in sehr geringer Entfernung über der Platte aufgehängt wird. Bei diesen Bildern handelt es sich um Molekularwirkungen zwischen festen und gasförmigen Körpern. Jeder feste Körper ist mit einer Hülle verdichteter Luft umgeben, von der er durch Glühen, durch starkes, anhaltendes Reiben oder durch Berührung mit absorbierenden Substanzen befreit werden kann. Die Oberflächen von Stempel und Platte befinden sich nicht in einem gleichen Zustande der Reinheit, und an den Berührungsstellen erfolgt ein Austausch der Atmosphären. Die Platte wird an der Stelle, wo der Stempel lag, je nach den Umständen mehr oder weniger Gase verdichtet haben als an andern Stellen, und hier werden also auch die Dämpfe stärker oder schwächer kondensiert werden. Das Bild wird mithin[345] ein andres, je nachdem der Stempel oder die Platte von ihrer Atmosphäre gereinigt worden war, und man erhält gar kein Bild, wenn man auf die gereinigte Platte einen gereinigten Stempel setzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 345-346.
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