[504] Thou (spr. tu), 1) Jacques Auguste de, latinisiert Thuanus, franz. Geschichtschreiber und Staatsmann, geb. 8. Okt. 1553 in Paris, wo sein Vater Christoph de T. erster Parlamentspräsident war, gest. 7. Mai 1617, ward von Heinrich III. mit mehreren wichtigen Missionen betraut und zum Rat beim Pariser Parlament ernannt. Er folgte 1586 Heinrich III. nach Chartres, veranlaßte ihn 1588 zu dem Bündnis mit Heinrich von Navarra und reiste, um Geld zur Fortsetzung des Kampfes gegen die Liga zu schaffen, nach Deutschland und Italien. Nach Heinrichs III. Ermordung trat er in die Dienste Heinrichs IV. 1594 ward er Vizepräsident des Parlaments und Großmeister der königlichen Bibliothek. Als toleranter, freisinniger Katholik hatte er wesentlichen Anteil an der Ausarbeitung des Edikts von Nantes. Nach Heinrichs IV. Ermordung (1610) zog er sich bald aus dem öffentlichen Leben zurück. Sein Hauptwerk[504] ist die »Historia mei temporis«, 15431607, die er 1591, vom Tode Franz' I. ausgehend, begann. Die ersten 18 Bücher wurden 1604 veröffentlicht. 1606 erschien eine neue Ausgabe bis zum 49. Buch, 1614 eine dritte, 80 Bücher umfassend, bis 1584. Das Werk sollte nach seinem Plan 138 Bücher umfassen und bis zum Tode Heinrichs IV. reichen; doch die nächste Ausgabe erschien erst 1620, von seinem Verwandten Dupuy und seinem Freund Nic. Rigault besorgt sowie vollständig in dem ursprünglichen Text und von Rigault aus Thous Materialien fortgesetzt in London 1733 in 7 Bänden. Nach dieser Ausgabe ist die 1734 in Paris (mit dem Druckort London) erschienene französische Übersetzung (16 Bde.) abgefaßt. Das in trefflichem Latein geschriebene Werk ist für die Geschichte jener Zeit, besonders die französische, und für die Würdigung der damaligen religiösen Händel sehr wichtig; doch wurde es als kirchenfeindlich und parteiisch für die Hugenotten angegriffen. Zu seiner Rechtfertigung schrieb T. seit 1616: »Thuani commentarius de vita sua, libri IV« (Orléans 1620; deutsch in Seybolds »Selbstbiographien merkwürdiger Männer«, Winterth. 1796). Eine Sammlung trefflicher Poesien in lateinischer Sprache erschien u. d. T.: »Posteritati; poematum opus notis perpetuis illustratum a J. Melanchthone« (Amsterd. 1678). Vgl. Phil. Chasles, Discours sur la vie et les œuvres de J. A. de T. (Par. 1824); Düntzer, J. A. de Thous Leben, Schriften und historische Kunst (Darmst. 1837); Harrisse, Le Président de T. et ses descendants (Par. 1905).
2) François Auguste de, franz. Staatsrat, Sohn des vorigen, geb. 1607 in Paris, gest. 12. Sept. 1642, glich seinem Vater an Talenten, Kenntnissen und Edelmut, wurde jung Parlamentsrat, Requetenmeister, Großmeister der königlichen Bibliothek und später Staatsrat, aber als Mitwisser der Verschwörung des Cinq-Mars (s. d.) in Lyon enthauptet.