[764] Wülker, Richard Paul, Anglist, geb. 29. Juli 1845 in Frankfurt a. M., studierte in Berlin und Leipzig, machte den Krieg von 1870 mit Auszeichnung mit, studierte dann noch in Marburg Germanistik und neuere Sprachen, habilitierte sich 1873 in Leipzig für englische Sprache und Literatur und erhielt daselbst 1875 eine außerordentliche, 1880 eine ordentliche Professur für dieses Fach. Er veröffentlichte: »Das Evangelium Nikodemi in der abendländischen Literatur« (Paderborn 1872); »Übersicht der neuangelsächsischen Sprachdenkmäler« (Halle 1873); »Meßmemorial des Frankfurter Buchhändlers Michel Harder, 1569« (mit Kelchner, Frankf. 1873); »Altenglisches Lesebuch« (Halle 187480, 2 Bde.); »Fünfzig Feldpostbriefe eines Frankfurters« (2. Aufl., das. 1876); »Kleinere angelsächsische Dichtungen« (mit Glossar, das. 1882); »Grundriß zur Geschichte der angelsächsischen Literatur« (Leipz. 1885); eine Neubearbeitung der von Grein begründeten »Bibliothek der angelsächsischen Prosa und Poesie« (Kassel 1881 ff.) und von Wrights »Anglo-Saxon and Old English vocabularies« (Lond. 1884, 2 Bde.); »Geschichte der englischen Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart« (Leipz. 1896; 2. Aufl. 1907, 2 Bde.) u. a. Auch begründete er die »Anglia«, Zeitschrift für englische Philologie (Halle 1877 ff.). Sein Bruder Ernst Wülcker, geb. 24. Aug. 1843, gest. 16. Sept. 1895 als Archivrat in Weimar, gab heraus: »Urkunden und Schreiben, betreffend den Zug der Armagnaken« (Frankf. 1873); »Urkunden und Akten, betreffend die Belagerung der Stadt Neuß« (das. 1877); »Hoch- und niederdeutsches Wörterbuch der mittlern und neuern Zeit« (mit L. Diefenbach, Frankf. u. Basel 187482), war Mitarbeiter an dem Grimmschen »Deutschen Wörterbuch« (Buchstabe V) und lieferte zahlreiche Beiträge zu germanistischen und historischen Zeitschriften.