Bathōri von Somlyo

[394] Bathōri von Somlyo, fürstliche Familie von Siebenbürgen. Merkwürdig sind: 1) Wenzelin, Enkel eines deutschen Ritters, um 1010, wegen der Besiegung des Rebellen Kupa, vom König Stephan d. Heiligen, mit großen Gütern in Ungarn belehnt u. nationalisirt. Sein Stamm theilte sich in 2 Aste: Somlyon. Erféd. Nachkommen des ersten Stammes sind: 2) Stephan I., Palatin von Ungarn; fiel bei Varna 1444. 3) Andreas, Sohn des Vor., Kronbewahrer von Ungarn. 4) Stephan II., Bruder des Vor., Woiwode von Siebenbürgen, schlug die Türken auf dem Brodfeld, st. 1493. 5) Stephan III., Sohn von B. 3;, Commandant von Temeswar, dann Palatin von Ungarn, Hauptgegner Zapolyas, zwar als Palatin von dem Hatwaner Conventikel entsetzt, aber vom König Ludwig II. gehalten; er war treuer Anhänger Ferdinands I. u. st. 1531. 6) Stephan IV., Sohn des Vor., Fürst von Siebenbürgen u. König von Polen, s. Stephan. 7) Christoph, älterer Bruder des Vor., Woiwod von Siebenbürgen, regierte von 1576–81; s. Siebenbürgen (Gesch.). 8) Sigismund, des Vor. Sohn u. Nachfolger in Siebenbürgen, regierte bis 1586 unter Vormundschaft seines Oheims Stephan u. strebte vergebens diesem auf dem Thron von Polen zu folgen. Über sein wechselvolles Schicksal als Regent s. Siebenbürgen (Gesch.). Er vertauschte Siebenbürgen gegen böhmische Herrschaften u. st. 1613 in Prag. 9) Andreas, Vetter des Vor., Cardinal u. Bischof von Ermeland; übernahm, vom König Sigismund nach Siebenbürgen gerufen, die Regierung von 1598–1599, s. Siebenbürgen (Gesch.). 10) Balthasar, Bruder des Vor., im Streit mit König Sigismund, als dieser wegen der Abwerfung des türkischen Jochs die Reichsstände für sich gewann, auf dessen Befehl 1595 hingerichtet. 11) Gabor, Neffe des Vor., geb. 1587; wurde 1608, als Sigismund Ragotzy der Fürstenwürde entsagte, zum Fürsten von Siebenbürgen gewählt u. regierte bis 1613, wo er, der Letzte seines Stammes, von seinen Leuten in Klausenburg ermordet ward; s. Siebenbürgen (Gesch.). 12) Elisabeth, vermählte Gräfin Nadasdy, berüchtigt durch ihren Blutdurst, den sie dadurch zu stillen suchte, daß sie, ihr überall her durch ihre Dienstboten zugeführte Mädchen in den Kellern ihres Schlosses unter langsamen Martern tödtete. 1610 bei diesen Schandthaten überrascht, wurde sie zu lebenslänglicher Einsperrung in dem Schlosse Esej (Neutraer Gespannschaft) verurtheilt, wo sie 1614 st. Die hatte nach urkundlichen Nachweisungen 650 Mädchen so umgebracht.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 394.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: