Lanfrane

[101] Lanfrane, stammte aus einer vornehmen Familie in Pavia, angeblich 1005 geboren, studirte in Bologna die Rechts- u. Schönen Wissenschaften, in welchen letztern er nach seiner Rückkehr nach Pavia Unterricht ertheilte u. der Jurisprudenz ganz entsagte; er wendete sich darauf 1040 als Lehrer nach Avranches in Frankreich u. wurde 1042 Benedictiner im Kloster Bec; hier 1046 zum Prior erhoben, sah er nicht allein auf die Klosterdisciplin, sondern organisirte auch den wissenschaftlichen Unterricht in einem förmlichen Lehrcursus, u. indem er großen Werth auf die Dialektik legte, wurde er Vorläufer der Scholastik. Unter ihm wurde Bec die berühmteste Schule in Frankreich; doch verließ er sie 1063 od. 1064 u. wurde Ebt in Caen, wo er seine wissenschaftliche Wirksamkeit fortsetzte; 1070 folgte er einem Rufe als Erzbischof nach Canterbury u. starb hier 1089. Bekannt ist er in der Kirche bes. durch seinen Streit mit Berengar über die Transsubstantiation (s.d.), in welchem er diese Lehre vertheidigte u. die Schrift De corpore et sanguine Christi schrieb; außerdem verfaßte er: Decreta pro ordine St. Benedicti; Epistolae u.a. gesammelt als Lanfranci opera von D'Achery, Par. 1568, u. ö., neuste A. von Giles, Oxf. 1844 f., 2 Bde.; Lebensbeschreibung von Milo Crispinus. Nach ihm ist die über England sehr verbreitete Congregation der Benedictiner von L., die er 1070 gründete u. die sich 1216 in die Provinzen Canterbury u. York theilte u. 1535 aufgehoben wurde, genannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 101.
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