Mossul

[486] Mossul (Mosul) 1) Liwa im türkisch-asiatischen. Ejalet Diarbekr, Theil von Kurdistan, gebirgig, durchflossen vom Tigris; 2) Hauptstadt daselbst rechts am Tigris; hat Schiffbrücke, hohe Mauern, mit vielen Thürmen u. Graben, 20 Moscheen (eine mit schiefgebautem Thurm), Gräber verschiedner Heiligen, 20 christliche Kirchen verschiedner Confessionen, 15 Karavanserais, Bäder, Bazars etc. hohe Schule, nestorianische Patriarchen, Fabriken in Baumwolle (davon der Name Musselin), Metall- u. Lederwaaren, Färbereien, Steinschneidereien, Handel mit diesen Fabrikaten, so wie mit Manna, Galläpfel etc.; 20,000 Ew. Auf der andern Seite des Tigris liegt Nunia, das alte Ninive. – M. liegt an der Stelle des alten Ninive, nur an dem Westufer des Tigris u. ist aus den Steinen Ninives gebaut; s.u. Ninive. Es gehörte früher zum Khalifat, aber gegen Ende des 9. Jahrh. wurde es unter Hemadam Sitz eines eignen Fürstenhauses, deren Glieder in häufige Kriege mit den Khalifen verwickelt waren. 1084 eroberten die Perser M., aber Malek Schah setzte den Fürsten Scharf ed-Daulet wieder ein; nach dessen Tode, 1086, herrschten seldschukkische Emire hier. Einer derselben, Dschiokarmisch, war von Dschianli vertrieben worden, u. die mit Letzterm unzufriedenen Einwohner von M. riefen 1106 (1107) Kilidsch Arslan zu Hülfe, welcher M. einnahm u. seinen elfjährigen Sohn daselbst einsetzte; nach dessen Tode wurde zwar Dschiauli wieder Emir, aber 1108 durch den persischen General Modud wieder vertrieben, u. dieser vom Sultan Muhammed zum Emir von M. erhoben. Nach dessen Tode, 1113, gab der Sultan das Emirat an Dschiusch-Begh, der es 1119 an Masud, Bruder des Sultans Mahmud, abtreten mußte. Um 1130 kam dasselbe an die Atabeks; 1182 u. 1185 wurde M. von Saladin belagert; bei ihrem Einfall in Syrien im 13. Jahrh. vertrieben die Mongolen die Atabeks u. setzten Gouverneure daselbst ein. 1623 wurde M. von den Persern erobert, 1667 durch ein Erdbeben zerstört u. vom 20. Sept. bis 20. Oct. 1743 von Nadir Schah vergebens belagert (er verlor 30,000 Mann bei den 12 Stürmen auf die Stadt). Über die in neuerer Zeit hier von den Franzosen u. Engländern angestellten Ausgrabungen u. gemachten Funde von Alterthümern, s.u. Ninive. Vgl. Sandreczki, Reise nach M., Stuttg. 1857.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 486.
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