Ratzeburg [1]

[839] Ratzeburg, 1) mecklenburg-strelitzisches Fürstenthum, liegt zwischen Dänemark u. Lübeck; 61/2 QM., 16,400 Ew.; wird von der Trave u. dem Ratzeburgischen See bewässert, bringt Feldfrüchte, hat gute Fischerei u. etwas Schifffahrt auf dem See. – Das ehemalige Bisthum R. wurde von Heinrich dem Löwen 1154 nach Unterjochung der Wenden gestiftet u. von ihm u. den Grafen von R. dotirt. Der Sprengel des Bischofs erstreckte sich bis nach Wismar u. Eldena u. bis zur Bille. Die Geistlichen am Dom waren Augustiner mit prämonstratenser Tracht, bis sie 1504 mit Bewilligung des Papstes Julius weltliche Chorherren wurden. Die Bischöfe, deren erster Evermodus war, hatten ihren Sitz bei der Domkirche in R. Schon seit Rudolf I. war der Bischof reichsunmittelbar. Der letzte katholische Bischof, Christoph von der Schulenburg, überließ das Bisthum 1554 dem Herzog Christoph von Mecklenburg, unter welchem die Reformation allmälig Eingang fand. Er nannte sich Administrator, ebenso sein Bruder Karl. Herzog August von Braunschweig, welcher diesem folgte, nahm noch einmal den Bischofstitel an. Während der Minderjährigkeit seines Nachfolgers Gustav Adolf von Mecklenburg-Güstrow wurde das Bisthum säcularisirt u. im Westfälischen Frieden Mecklenburg zugesprochen. Durch den Hamburger Vertrag 1701 kam es an die Linie Mecklenburg-Strelitz.[839] Das Wappen des Bischofs war ein gespaltenes Schild, welches vorn einen Bischofsstab u. hinten ein Buch hatte; nach der Säcularisation wurde dafür im rothen Felde ein silbernes, gekröntes Kreuz ins mecklenburgische Wappen eingerückt. 2) Amt im Herzogthum Lauenburg, an Mecklenburg grenzend; 3) Hauptstadt des Herzogthums Lauenburg, auf einer Halbinsel des Ratzeburger Sees, welcher mit der Trave zusammenhängt, u. unweit der Eisenbahn von Büchen (Berlin-Hamburg) nach Lübeck. Die Stadt gehört zum Theil (der Domhof u. der Palmberg mit dem Dom, dem Schul- u. Collegiatgebäude, Hospital u. 320 Ew.) zu Mecklenburg, der andere Theil, welcher von dem erstern durch zwei Thore geschieden ist, zu Lauenburg, dessen Landescollegien hier ihren Sitz haben; Gymnasium, Schifffahrt, Korn- u. Transitohandel; 3800 Ew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 839-840.
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