[113] Werwolf, Wehrwolf, Wärwolf, d.i. Mannwolf), ein Mann, welcher sich in einen Wolf verwandeln u. wieder menschliche Gestalt annehmen kann. Schon im hohen Alterthum ging die Sage bei den sarmatischen, der Zauberei kundigen Neuri, daß jeder dieses Volkes jährlich einmal auf einige Tage ein Wolf wurde u. dann wieder Menschengestalt erhielt. Eine gleiche Sage ging in Griechenland von den Arkadern, deren König Lykaon (s.d.) nach der Sage in einen Wolf verwandelt worden war; nachher sollte auch mancher dort noch bei den Festen des Zeus Lykäos in einen Wolf verwandelt worden u., wenn er 10 Jahre lang kein Menschenfleisch gefressen hatte, wieder Mensch geworden, sonst aber Wolf geblieben sein. Etwas anders war bei späteren griechischen Ärzten der Lykanthropos (Wolfsmann), ein Kranker aus Melancholie, welcher des Nachts umherlief u. wie ein Wolf od. Hund heulte; diese Krankheit hieß Lykanthropie. Die Römer nannten solche Leute, welche in Wölfe verwandelt wurden u. später ihre Gestalt wieder bekommen konnten, Versipelles (d.i. Pelzänderer). Bei den Germanen war derselbe Glaube; nach den nationalen Begriffen hing die Annahme der Wolfsgestalt von dem Umbinden eines Wolfsgürtels od. dem Überwerfen eines Wolfshemdes ab. In dieser Verwandlung blieb der W. 9 Tage lang, während welcher er so wild wurde u. heulte wie ein Wolf u. Wälder durchstreifend alles Lebende zerriß, was ihm in den Weg kam. Erst am 10. Tage durfte er wieder in menschliche Gestalt zurückkehren. Der Glaube an W-e hielt sich das ganze Mittelalter hindurch, u. dieselben wurden oft als Hexen processirt. Darnach geschah die Verwandlung durch Umbindung eines, aus Menschenhaut geschnittenen Riemen, doch konnte die Wolfsnatur auch angeboren sein; unterscheidbar von einem wirklichen Wolfe war der W. durch einen abgestutzten Schwanz; er grub auch Leichen aus u. raubte Knaben u. Mädchen. In Dänemark war der Aberglaube, daß eine Frau, welche als Braut sich eines gewissen Zaubers bediente, um einst schmerzlos zu gebären, Knaben zur Welt brachte, welche W-e wurden. Vgl. Leubuscher, Über die W-e im Mittelalter, Berl. 1850.