Abkürzungen

[19] Abkürzungen (abbreviaturs abbréviations; abbreviazioni), sind für den telegraphischen und schriftlichen Verkehr in allen Zweigen des Eisenbahndienstes in großem Umfange eingeführt und für den praktischen Dienst unentbehrlich. Sie sind in erster Linie für den inneren Dienst und für den Verkehr der Verwaltungen untereinander bestimmt, haben aber auch in die Fahrpläne und sonstigen Veröffentlichungen Eingang gefunden. Einzelne A. sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. So werden in Deutschland die aus Wagen mit innerem Durchgang gebildeten Schnellzüge jetzt allgemein als D-Züge bezeichnet. Ist an einer Wärterbude ein F oder ein T angebracht, so bedarf es kaum der Erklärung, daß die Möglichkeit geboten ist, von hier aus durch Fernsprecher oder Telegraph mit der benachbarten Station in Verbindung zu treten. Der Geltungsbereich der A. ist in der Regel auf das Gebiet der Verwaltung, die die A. für ihren Dienst festsetzt, beschränkt, doch sind auch zahlreiche A. für größere Verkehrsgebiete, wie z.B. für das Gebiet des VDEV, vereinbart. Hierher gehören in erster Linie die A. für die Aufschriften und Unterschriften der miteinander in Verkehr stehenden Dienststellen, die ebenso wie ein Adressenverzeichnis (s.d.) der Wagenverwaltungen mit einer Nachweisung der A. für die Wagenanschriften vom Verein bekanntgegeben werden. Der sich mehr und mehr über ganz Europa ausdehnende Durchgang der Personenwagen hat Anlaß zu einer die Grenzen des Vereinsgebiets überschreitenden Vereinbarung der beteiligten Verwaltungen über abgekürzte Bezeichnungen der in den Personenzügen verkehrenden Wagen und ihrer besonderen Einrichtungen gegeben. Im Güterwagendienst liegt ein so weitgehendes Bedürfnis nicht vor, hier beschränkt sich die Festsetzung der A. in der Regel auf das Verwaltungs- oder Verbandsgebiet, innerhalb dessen über die Benutzung der Wagen verfügt und deren Verteilung vorgenommen wird. Besonders wichtig sind die A. für den Telegrammverkehr, u. zw. in erster Linie für den telegraphischen Zugmeldedienst. Sie tragen hier zur Beschleunigung der Zugabfertigung bei, erhöhen die Leistungsfähigkeit und die Betriebssicherheit der Bahn. Die telegraphischen Rufzeichen sind ebenfalls abgekürzte Bezeichnungen der einzelnen in einem Stromkreis eingeschalteten Dienststellen. Sie werden vielfach auf die äußere Bezeichung dieser Dienststellen übertragen oder umgekehrt nach dieser gebildet. So pflegt man im Gebiet der preuß.-hess. Staatseisenbahnen die Stationsstellwerke nach den telegraphischen Rufzeichen der Station zu benennen. Die übrigen Stellwerke werden in der Regel bezeichnet mit den ersten Buchstaben vom telegraphischen Rufzeichen der Station und einem zweiten oder dritten Buchstaben, der die Lage oder Bedeutung des Stellwerkes kennzeichnet, oder auf dessen Unterbringung in einer Bude oder einem Turm hinweist, z.B. Bot = Breslau-Ostturm, Hw = Halle-West, Fg = Frankfurt-Güterschuppen, Nb = Nordbude, Mt = Mittelturm; die Rangierstellwerke werden mit Rb oder Rt und einer fortlaufenden römischen Nummer bezeichnet. – Im übrigen mögen hier aus der großen Zahl der gebräuchlichen A. nur einige mitgeteilt werden:


1. A. für die Bezeichnung der Züge (deutsche Staatsbahnen):


ZugZVorortzugVtz
D-ZugDzVorzugVrz
SchnellzugSzNachzugNz
LuxuszugLuzGüterzugGz
EilzugEzEilgüterzugEgz
PersonenzugPzBedarfszugBdz

2. A. für Aufschriften und Unterschriften (deutsche Staatsbahnen):


Bahnhof, B.-VorsteherBf
BahnmeisterBm
BetriebsamtBa
BetriebsbureauBb
BetriebswerkstattBw
EisenbahndirektionD
FahrkartenausgabeFka
GeneraldirektionGd
GepäckabfertigungGepa
GüterabfertigungGa
HaltepunktHp
HeizhausHh
TelegraphenwerkmeisterTm
VerkehrskontrolleVk

3. A. in Fahrplänen und Kursbüchern:


Zug hält nach Bedarf×
Zug hält nur zum Aussteigena
Zug hält nur zum Einsteigene
Zug hält nur aus Betriebsrücksichten+
Zug fährt nur WerktagsW
Zug fährt nur SonntagsS
Zug fährt nur Sonn- und FesttagsF
Gelegenheit zu MahlzeitenAbkürzungen

[19] 4. A. für Personen- und Gepäckwagen (europäischer Personenwagen-Durchgangsverkehr):


Personenwagen I. KlasseA
Personenwagen II. KlasseB
Personenwagen III. KlasseC
GepäckwagenP
Personenwagen I., II. KlasseAB
Personenwagen II., III. KlasseBC
Personenwagen I., II., III. KlasseABC
BahnpostwagenPost

Dies sind die Bezeichnungen für 2- oder 3achsige Wagen. Die 4- und mehrachsigen Wagen werden durch Verdopplung des letzten Buchstabens bezeichnet, z.B. ABB = 4achsiger Abteilwagen I. und II. Klasse; CCü = 4achsiger Durchgangswagen III. Klasse mit Übergangsbrücken für D-Züge u.s.w.

5. A. für Güterwagen und Lademittel (Deutscher Staatsbahnwagen-Verband):


Bedeckter GüterwagenG
Offener GüterwagenO
Kalk- oder Salzwagen (Deckelwagen)K
Holzwagen (einzeln)H
SchienenwagenS
Bedeckter ViehwagenV
ArbeitswagenX
WagendeckeDck
Lose RungenRu
VorlegebaumFl
TiergitterTg

Auch hier werden 4achsige Wagen durch Verdopplung der Buchstaben bezeichnet, z.B. GG, SS u.s.w. und die Untergattungen und besonderen Eigenschaften durch Zusatzbuchstaben kenntlich gemacht.

6. Eigentumsmerkmale an den Wagen:


K.k. österr. StaatsbahnenK.K.St.B.
Kgl. ung. StaatsbahnenM. ÁV.
Kgl. preuß. Eisenbahnverw.K.P.E.V.
Kgl. bayrische StaatsbahnenK. Bayr. Sts. B.
Holland. EisenbahngesellschaftH.S.M.
Holland
Schweizerische BundesbahnenS.B.B.
C.F.F.
Italienische StaatsbahnenF.S.
Italia
Paris-Lyon-MittelmeerbahnP.L.M.
Französische NordbahnNord.

Breusing.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 1. Berlin, Wien 1912, S. 19-20.
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