1. Gar zu höflich ist halb bäuerisch (grob). Hollenberg, I, 23; Simrock, 4856.
Frz.: Trop de civilité engendre importunité. (Cahier, 387.)
2. Gar zu höflich sein, ist auch ein grobheit. – Petri, II, 324; Henisch, 1749, 16.
Und wenn keine Grobheit, vielleicht eine Lächerlichkeit. Oder ist es nicht lächerlich, wenn eines Tags ein vornehmer Perser zum französischen Gesandten kam, »um ihn wegen der schlechten Witterung um Verzeihung zu bitten«. Zeugt es von gesundem Verstande, wenn Chesterfield eine Banknote von 10 Pfd. St. anzündet, um einem Lord zu leuchten, dem eine Guinee hinuntergefallen ist? (Jachmann, Reliquien, I, 247.)
3. Höflich gegen alle, aber mit wenigen freund (vertraut).
Böhm.: S každmý pĕknĕ, s nemnohými důvĕrnĕ. (Čelakovsky, 247.)
Dän.: Vier beleven mod alde, men ven med faa. (Prov. dan., 21.)
4. Höflich mit dem Munde, hurtig mit dem Hut kostet nicht viel und ist doch sehr gut.
Frz.: Courtois de bouche, main au chapeau, peu coûte et bon est. – Courtois de bouche, promt du chapeau ne coûte guère, et est fort beau. (Kritzinger, 185a.)
5. Höflich sein und gute Worte geben, bricht keinem das Maul ab. – Eiselein, 317.
6. Zu höflich, ist tölpisch. – Eiselein, 317; Simrock, 4857.
*7. Er ist höflich wie ein Kamel. – Parömiakon, 2975.
*8. Er ist höflich wie Kain's Keule. – Parömiakon, 1787.
*9. Er ist so höflich wie das Hintertheil eines Schweins.
*10. So höflich wie die Parnosim (Gemeindevorsteher) zu Worms. – Tendlau, 1028.
Wenn zwei oder mehrere Personen in ihren gegenseitigen Begrüssungen kein Ende finden können. Von den wormser Gemeindevorstehern wird erzählt, dass sie nach einer Sitzung sich gegenseitig die ganze Nacht bis an den Morgen zu Hause begleitet haben, weil keiner zugeben wollte, dass der andere an seiner Thür allein fortgehen sollte.
Frz.: Courtois comme un Pouloignoix. (Leroux, I, 197.)