Miethe

1. Miethe bricht Kauf.Graf, 281, 327.

In Hamburg: Hur brickt koep. (Lappenberg, 244.)


[655] 2. Miethe geht oft vor Kauf.Kamptz, II, 312, 9 u. 316, 17; Graf, 281, 324; Steinen, III, 143.

Man kauft, bezahlt nicht, gebraucht die Sache eine Zeit lang und gibt sie dann zurück; oder auch in Heirathsangelegenheiten.

Holl.: Huur gaat vóór koop. (Mitterm., II, 661; Harrebomée, I, 347a.)


3. Miethe geht vor andern Schulden.Graf, 115, 287.


4. Miethe geht vor sich.Graf, 281, 326.

In Hamburg: Hur gheyt vor sick. (Lappenberg, 244.)


5. Miethe ist fester als Kauf.Graf, 280, 322.

Nach römischem Recht bricht der Kauf die Miethe oder hebt den Miethtvertrag auf; nach deutschem Rechte war dies, da der Miethsvertrag ein dingliches Recht auf den Gebrauch der gemietheten Sache gewährte, nicht möglich, weil niemand auf einen andern mehr Recht an einer Sache übertragen kann, als er selbst besitzt. Ist die Sache durch Verträge belastet, so kann er sie nur in dieser Belastung veräussern und der neue Erwerber muss den Gebrauch der Sache bis zum Verlaufe der bedungenen Zeit gewähren.

Altfries.: Hér is fester sa thi cap. (Richthofen, 209, 40; Hettema, Landrecht, 74, 40; Wicht, II, 270, 588.)


6. Wer die erste Miethe beweist, behält sie. Graf, 281, 338.

Weil der frühere Vertrag dem spätern vorgeht. Wenn der Postwagen voll ist, bleibt nicht der zurück, welcher seinen Platz zuerst, sondern der, welcher ihn zuletzt genommen hat.


7. Wohlfeile Miethe und theure Zeche ist eine alte Gastwirthsregel.

Lat.: Caupones gratis locant hospitibus domus, sed carius cibant. (Philippi, I, 76.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 655-656.
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