Volle (der)

1. Bei Vollen lernt man saufen, bei Krummen hinken und im Kloster heucheln.Klosterspiegel, 57, 12.


2. Bei vollen lert man sauffen, bei krämern kauffen.Franck, II, 59a; Gruter, I, 7.


3. Bey vollen lehrnet man sauffen, bey Krämern lehrnt man kauffen, bey Lamen lehrnt man hincken vnd beym Wein trincken.Lehmann, 859, 9; Eiselein, 622; Sailer, 180; Körte, 6343; Simrock, 11035; Braun, I, 4825.

Lat.: Surgit origo mali de turpi saepe sodali.


[1684] 4. Der mit eim vollen zu har ligt (hadert), der zanckt mit eim, der nit da ist.Franck, I, 64b; Egenolff, 330b; Eyering, I, 511; Petri, II, 735.

Lat.: Absentem laedit qui cum ebrio litigat. (Franck, I, 64b.)


5. Der vol kan nicht verschweigen.Franck, II, 35b; Eyering, I, 578; Petri, II, 111; Eiselein, 622; Suringar, CI, 6, 16.


6. Der vol nimpt kein blat fürn mund.Franck, II, 21a; Henisch, 406, 59; Petri, II, 112.

Lat.: Nullum secretum ubi regnat ebrietas. – Vinum caret clavi. (Sutor, 250.)


7. Der voll vnd hungerich, der fröhliche vnd trawrige singen vngleich miteinander.Gruter, III, 19; Lehmann, II, 82, 128; Petri, II, 113.


8. Der Volle redet schwer.Simrock, 11032; Eiselein, 622.

Gilt auch von einem mit Gedanken überfüllten Mann, so wie die Leute viel eher aus einer Kirche, die fast leer war, herauskommen, als aus einer, wo sich die Menge an der Thür drängen muss, wie Swift bemerkt.


9. Der Volle thut, was der Nüchterne wol liesse. Petri, II, 116.


10. Des vollen mundt sagt des hertzen grundt. Tappius, 29a.

Lat.: Quod in animo sobrii, id est in lingua ebrii. (Tappius, 29a.)


11. Ein voller vnnd hungeriger singen nicht einerlei gesang.Petri, II, 234.


12. Von vollen, thoren (tollen) vnd den kinde(r)n mag man viel heimlichkeit ergründen. Sutor, 902.

Lat.: Si secretarum seriem uis noscere rerum, ebrius insipiens, pueri dicunt tibi uerum. (Loci comm., 59, 76 u. 176; Suringar, CL, 2.)


13. Was weiss der Volle, wie der Hunger thut. Schlechta, 300.


14. Wenn der Volle sündigt, so muss es der Wein gethan haben.Petri, II, 639.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 1684-1685.
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