[60] Altenstein (Karl Freiherr von Stein zum), preuß. geheimer Staatsminister und Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medicinalangelegenheiten, geb. am 7. Oct. 1760 zu Anspach, trat nach beendigten Universitätsstudien unter dem nachmaligen Staatskanzler, von Hardenberg, in den preuß. Staatsdienst und war beim Ausbruche des Kriegs vom I. 1806 geheimer Oberfinanzrath. In dieser Eigenschaft ging er mit Hardenberg, nachdem sich derselbe von den Geschäften zurückgezogen, nach Riga, um daselbst mit diesem einen Reorganisationsplan für die preuß. Monarchie auszuarbeiten. A. hatte daran wesentlichen Antheil und ward, als der Freiherr von Stein das Finanzministerium übernommen hatte, Mitglied der Commission, welche diesen Plan weiter auszuarbeiten und in seinen verschiedenen Verhältnissen zur Gesetzgebung und Verwaltung durchzuführen beauftragt war. Da er sich hierbei als einen Mann von ausgebreiteten Kenntnissen und tiefen Einsichten bewährte, so ward er 1808 zum Finanzminister ernannt, in welcher Eigenschaft er 1809 dem Hofe nach Berlin folgte. Doch schon 1810 zog er sich von den Geschäften zurück, zu denen ihn indeß Hardenberg später wieder zurückführte und ihn in verschiedenen Zweigen der höhern Verwaltung beschäftigte. Im J. 1813 war er im Departement des Innern thätig, folgte [60] 1815 dem Staatskanzler Hardenberg nach Paris und leitete dort die preuß. Reclamationen. Gegen Ende des I. 1817 übernahm er das Ministerium, dem er noch gegenwärtig vorsteht A. hatte die Zeit wol erkannt und wußte, wieviel Gewicht der preuß. Staat auf eine gründliche Bildung seiner Unterthanen zu legen habe, und von dieser Ansicht ausgehend, hat er sich die größten Verdienste um den Staat und die Wissenschaften erworben. In kirchlichen Dingen huldigte er weder dem Pietismus noch dem Rationalismus, sondern hat mit Einsicht ein versöhnendes und vermittelndes Princip festzuhalten gesucht. In wissenschaftlicher Beziehung begünstigte er alle Zweige der gelehrten Bildung mit gleicher Liebe und suchte seinen Ruhm darin, den preuß. Universitäten die Lehrfreiheit zu erhalten, alle wissenschaftlichen Institute, wobei wir an die Stiftung der Universität Bonn im J. 1818 erinnern, reichlich auszustatten, die Lehrstühle mit tüchtigen Männern zu besetzen, gelehrte Reisende freigebig zu unterstützen und den bildenden und zeichnenden Künsten. großartigen Schutz angedeihen zu lassen. Nicht minder war die Bildung der Jugend in gelehrten und Volksschulen ein Gegenstand seiner regsten Theilnahme, sodaß der Ruhm des Altenstein'schen Ministeriums nicht so bald in Preußen wird verdunkelt werden können.