Altenzella

[61] Altenzella, das berühmteste und reichste unter den sächs. Klöstern, in der Nähe des Städtchens Nossen im erzgebirgischen Kreise des Königreichs Sachsen, in einem üppigen Thale der Mulde, wurde vom Markgraf Otto dem Reichen zu Meißen gestiftet und der Bau desselben 1175 vollendet, worauf Cisterciensermönche dasselbe bezogen. Es hieß anfangs blos Zella und erhielt den Namen Altenzella erst 100 Jahre später, um es von dem Kloster Neuenzella in der Niederlausitz zu unterscheiden. Der Stifter bestimmte dasselbe zugleich zum Erbbegräbniß seiner Familie und er, sowie seine Nachkommen bis auf Katharina von Henneberg, die Gemahlin Friedrich's des Strengen, gest. 1397, wurden daselbst beigesetzt. Ein wunderthätiges Marienbild, sowie viele andere merkwürdige Reliquien, welche Tausende frommer Wallfahrer mit ansehnlichen Spenden dahin führten, das wichtige Vorrecht der eignen Gerichtsbarkeit über die Klostergüter, die Zoll- und Geleitsfreiheit, das Recht, ohne kais. Bewilligung Reichslehne zu erwerben, und. endlich die Vermächtnisse Vornehmer und Reicher zu Seelenmessen und für eine Begräbnißstelle im Klostergarten setzten das schon ursprünglich sehr reich ausgestattete Kloster binnen Kurzem in den Stand, daß es eine Menge bedeutender Güter erkaufen konnte. Die Mönche aber standen in Hinsicht ihrer Gelehrsamkeit und strengen Sittlichkeit nicht minder, wie wegen ihrer Gastfreiheit allgemein in gutem Rufe. So bewirthete A. unter Andern zu Anfange des 16. Jahrh. binnen drei Jahren 14,000 Reisende zu Pferde und 20,000 zu Fuß. Kaum hatte aber die Reformation im 16. Jahrh. begonnen, als ein Mönch nach dem andern das Kloster verließ, obschon der damalige Abt Bachmann Alles aufbot, die Brüder zusammenzuhalten, und gegen Luther selbst mehre Schriftchen richtete, z.B. »Das wilde geifernde Eberschwein, Merten Luther, so mit seinem Riesel umzustoßen sucht u.s.w.« Als endlich 1545 das Kloster an Kurfürst Moritz übergeben worden war, wurden die Klostergüter in ein Kammergut und Vorwerk verwandelt; das Archiv aber kam nach Dresden und die Bibliothek nach Leipzig an die Universität. Die Kirche und Fürstenkapelle wurden im baulichen Stande erhalten; allein 1599 ward durch Einschlagen des Blitzes das Kloster zerstört, sodaß jetzt nichts mehr als eine schöne Ruine davon übrig ist. Erst der Kurfürst Friedrich August ward gegen Ende des 18. Jahrh. der Wiederhersteller der Begräbnißkapelle, die er mit einem kostbaren Monumente aus Marmor und Terpentinstein zierte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 61.
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