[155] Austerlitz, ein Städtchen mit 2200 Einw. im brünner Kreise der östr. Markgrafschaft Mähren, ist berühmt durch den in dessen Nähe am 2. Dec. 1805 von Napoleon über das vereinigte russ.-östr. Heer erfochtenen Sieg. Je kühner Napoleon sich erhob und seine Macht befestigte, desto mehr trachtete das unversöhnliche England nach seinem Sturze. Zu dem Ende lud es 1805 Rußland, Östreich und Schweden zu einer neuen Verbindung (Coalition) gegen Frankreich ein. England zahlte Subsidiengelder und die Landmächte versprachen 500,000 M. ins Feld zu stellen. Allein die Rüstungen der Verbündeten waren noch nicht vollendet, von den Russen war nur ein kleiner Theil angekommen, als schon das bei Boulogne zu einer gedrohten Landung in England versammelt gewesene Heer, sowie die in Holland und Hanover stehenden franz. Truppen, zusammen gegen 300,000 M., sich gegen Ende Sept. über Süddeutschland verbreiteten und an Boden, Würtemberg und Baiern Bundesgenossen fanden. Durch Nichtachtung der erklärten Neutralität des preuß. Markgrafthums Ansbach wurde der östr. General Mack, welcher mit 80000 M. bei Ulm auf die Annäherung der Russen wartete, von den Franzosen umzingelt und am 17. Oct. mit 25,000 M. gefangen. Zu schwach, um den Feind aufzuhalten, zog das unterdeß angekommene russ. Corps unter Kutusow sich fechtend gegen Olmütz zurück, wo es das russ. Hauptheer unter dem General Buxhöwden und das Hauptquartier des russ. und östr. Kaisers fand, da Wien bereits am 13. Nov. von den Franzosen eingenommen worden war. Am 20. Nov. schlug Napoleon sein Hauptquartier in Brünn auf und zog hier bis zum 1. Dec. 70,000 M. zusammen. Die Verbündeten waren 84,000 M. stark, darunter nur 20,000 Östreicher. Ihre Überlegenheit und der Wunsch nach Entscheidung hatten sie bestimmt, schon am 27. Nov. gegen den bei Brünn stehenden Feind vorzurücken, allein da Kutusow, welcher das verbündete Heer commandirte, erst nach und nach die Stellung Napoleon's, der seine Truppen absichtlich auf einen kleinen Raum zusammengedrängt hatte, erkannte, so verlor er durch Veränderungen des Angriffsplans mehre Tage. Napoleon befand sich am 1. Dec. mit seiner Hauptmacht vor dem Riczkabache, den Rücken an Brünn gelehnt und ordnete für den folgenden Tag, den ersten Jahrestag seiner Kaiserkrönung, seine Scharen zur Schlacht. Die Armee der Verbündeten lehnte sich am 1. Dec. Abends mit dem linken Flügel an die in den Satzschanersee fließenden Gewässer und mit dem rechten an das waldige Gebirge, nördl. der Straße nach Brünn. Am 2. Dec. früh um sieben Uhr griffen die Verbündeten an, deren Hauptplan war, den rechten Flügel der Franzosen unter Soult zu umgehen. General Buxhöwden suchte dies mit der ersten Colonne. zu bewirken, während die zweite und dritte die das Schlachtfeld beherrschenden Höhen von Pratzen verließen, um den franz. rechten Flügel in der Fronte anzugreifen. Soult aber nahm den vortheilhaften Augenblick wahr, besetzte und behauptete diese Höhen, wodurch der ganze russ. linke Flügel abgeschnitten und in der Flanke und im Rücken angegriffen wurde, während die franz. Reserve ihm in der Fronte entgegenstand. Der Sieg wurde dadurch entschieden, denn das franz. Mitteltreffen unter Bernadotte sprengte nun das in der Flanke entblößte der Verbündeten und warf es auf ihren rechten Flügel, gegen den der linke franz. unter Lannes operirte. Umsonst suchten die, unter dem Großfürsten Konstantin die Reserve bildenden 10,000 M. russ. Garden dem Siege eine andere Wendung zu geben; die Verbündeten mußten sich Nachmittags zurückziehen und die Trümmer ihres Heeres sammelten sich in der folgenden Nacht zwischen A. und Milleschowitz. Ihr Gesammtverlust ward auf 30,000 M. und mehr als 80 Kanonen angegeben, welche letztere meist im morastigen Boden stecken blieben. Am meisten litt ihr linker Flügel, der zum Theil auf die leicht gefrornen kobelnitzer und satzschauer Seen gerieth. Der Sieg bei A. wird zu den größten Triumphen der franz. Waffen gezählt; er wurde nach franz. Angaben mit einem Verluste von 4500 M. erkauft, nach russ. sollten sie 18,000 Todte gehabt haben. Östreich schloß in Folge desselben am 6. Dec. den Waffenstillstand von A. und am 26. den nachtheiligen Frieden von Preßburg. Auch die Gründung des Rheinbundes und die Auflösung des deutschen Reichs gehörten zu den Folgen des Sieges bei A.