Bernhard [1]

[232] Bernhard, der Heilige, von Clairvaux, einer der achtungswerthesten und einflußreichsten Geistlichen des Mittelalters, von adeliger Herkunft, geb. 1091 zu Fontaines in Burgund und dritter Sohn einer sehr frommen Mutter, die ihre sieben Kinder zur Sühne für ihren verfehlten Beruf zum Klosterleben, dem Himmel gelobt hatte, welchem Gelübde sich aber keins fügen zu wollen schien. Plötzlich empfand aber B., der in Chatillon seine gelehrte Bildung erhielt, einen solchen Beruf zum Klosterleben und seine feurige Beredtsamkeit war so überzeugend, daß seine Geschwister, seine nächsten Verwandten und andere fromme Personen seinen Ermahnungen zur Buße nicht widerstehen konnten und er im 23. Jahre im Kloster Citeaux mit 30 andern in den Cistercienser Mönchsorden trat. Hierauf stiftete er zu Clairvaux 1115 selbst ein Kloster, wurde der erste Abt desselben und erregte durch die Strenge seiner Lebensweise, durch die Selbstkasteiungen, denen er sich unterwarf und die seinen Körper fast aufrieben, bald allgemeine Bewunderung. Eine Menge Wunder wurden ihm zugeschrieben und die Söhne der vornehmsten Geschlechter drängten sich nach Clairvaux, um Mönche zu werden. Fürsten und Große verlangten in zweifelhaften Gewissensfragen den Rath des umsichtigen, gegen Irrende und Schwache nachsichtigen B., der dadurch großen Einfluß auf weltliche Angelegenheiten erhielt, während er zugleich bei allen Kirchenversammlungen damaliger Zeit der Hauptsprecher und die Stütze mehrer Päpste war, ohne für sich eine der ihm häufig angebotenen höhern Würden anzunehmen. So wurde er oft ein wohlthätiger Vermittler und nur wo die Gewalt oder Untrüglichkeit der Kirche in Gefahr kam, entflammte sein Eifer ihn zu nicht zu billigenden Schritten, wohin seine Verfolgungen des scharfsinnigen und gelehrten Abälard gehören, von dem er den Glauben für bedroht hielt. Seine Beredtsamkeit brachte 1147 den zweiten Kreuzzug zu Stande, welchen König Ludwig VII. von Frankreich und Kaiser Konrad III. von Deutschland mit mehr als 100,000 M. unternahmen, dessen unglücklicher Ausgang B. aber vielen Tadel zuzog, der sich dagegen mit dem vom Papste erhaltenen Auftrage und dem unwürdigen Benehmen der Kreuzfahrer zu rechtfertigen suchte. Um den Orden der Cistercienser, nach ihm auch Bernhardiner genannt, erwarb sich B. große Verdienste; 160 Klöster desselben waren von ihm gestiftet worden, als er am 20. Aug. 1153 zu Clairvaux starb, welcher Tag auch von der katholischen Kirche seiner besondern Verehrung gewidmet ist, seit B. 1174 durch Papst Alexander III. heilig gesprochen wurde. Von seinen in lat. Sprache verfaßten Schriften ist 1820 in Wien eine deutsche Übersetzung erschienen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 232.
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