[296] Bonneval (Claudius Alexander, Graf von), auch Achmet Pascha genannt, geb. 1675 zu Coussac im Limousin in Frankreich aus einer mit den Bourbons verwandten Familie, ebenso ausgezeichnet als Kriegsheld, als berüchtigt durch sein unstätes, abenteuerliches Leben, in das ihn unbegrenzter Ehrgeiz, Hang zum sinnlichen Wohlleben und Verachtung aller Schranken der Gesellschaft stürzte. Vor den Jesuiten erzogen, betrat er frühzeitig die militairische Laufbahn und wurde 1691 Schiffslieutenant, verließ aber später den Seedienst und kaufte 1698 eine Lieutenantsstelle bei der kön. Garde. Zu Anfange des span. Erbfolgekriegs (1701) errichtete B. mit kön. Zustimmung ein Regiment, mit dem er in Italien sich vorzüglich als kühner Parteigänger, allein auch durch schmähliche Erpressungen auszeichnete. Da er seine Zunge aber nicht mäßigen und sich der beißendsten Urtheile über den Hof und die Maitresse des Königs nicht enthalten konnte, so wurde er mehr deshalb als wegen seines Benehmens in Feindesland bei den Beförderungen im Heere übergangen. Darüber aufgebracht, äußerte sich B. jetzt noch heftiger als früher, entging nur durch Flucht der angeordneten Verhaftung und wurde darauf als Hochverräther zum Tode verurtheilt. B. war indessen durch den Prinzen Eugen im östr. Heere als Generalmajor angestellt worden, kämpfte nun mit gleicher Auszeichnung gegen sein Vaterland und im Frieden zu Rastadt (1714) wurde die Aufhebung des über ihn verhängten Todesurtheils, sowie Zurückgabe der an seinen Bruder übergegangenen Güter mit ausbedungen; doch bekam er letztere nicht wieder. Er kämpfte hierauf ruhmvoll gegen die Türken, trug namentlich viel zu Eugen's Siege bei Peterwardein (1716) bei und wurde 1718 Mitglied des Hofkriegsrathes zu Wien. Hier machte er sich abermals durch seine ungemessene Spottsucht verhaßt, wurde deshalb als Generalfeldzeugmeister in die Niederlande versetzt, wo er sich aber mit dem Unterstatthalter Marquis von Prie entzweite und deshalb zu persönlicher Rechenschaft nach Wien gefodert ward. Den erhaltenen Befehl nicht achtend, begab er sich erst nach dem Haag, wo er Verhandlungen mit den span. und franz. Gesandten anknüpfte und wurde deshalb, noch ehe er Wien erreichte, verhaftet, nach dem Spielberge bei Brünn gebracht und vom Hofkriegsrathe zum Tode verurtheilt, was jedoch in einjährige Hast und lebenslängliche Verweisung aus Deutschland gemildert wurde. Nach Ablauf dieses Jahres versuchte er in venetian. und in russ. Dienste zu treten und da ihm dies nicht glückte, begab er sich nach Konstantinopel, wo er vom letzten östr. Kriege her in gutem Andenken stand. Hier wurde er unter dem Namen Achmet Pascha ein Mohammedaner und Pascha von zwei Roßschweifen mit 12,000 Thlr. Einkünften, später aber Oberbefehlshaber der Artillerie, um dieses Corps nach europ. Art zu vervollkommnen. Dies gelang ihm indessen nur unvollständig, auch ließ die Eifersucht der vornehmen Türken nicht zu, daß er zum Befehlshaber gegen Östreich oder Rußland ernannt wurde, was er sehnlich wünschte. Er ergab sich jedoch darein und überließ sich bis an seinen 1747 erfolgten Tod ganz dem durch seine Stellung erleichterten Lebensgenusse. B. wurde in Pera bei Konstantinopel begraben und der Sultan ließ ihm einen Denkstein setzen, auf dem er »ein Weiser des Jahrhunderts« genannt wird. Die unter seinem Namen 1740 in London erschienenen und auch ins Deutsche übersetzten Denkwürdigkeiten werden für unecht gehalten.