Bretschneider

[321] Bretschneider (Karl Gottlieb), Oberconsistorialrath und Generalsuperintendent zu Gotha, einer der vorzüglichsten deutschen Theologen, geb. 1776 zu Gersdorf im Schönburgischen, war ein Schüler des Gymnasiums zu Chemnitz und studirte zu Wittenberg, wo er bis 1806 lebte, in demselben Jahre Oberpfarrer zu Schneeberg, 1808 Superintendent zu Annaberg und 1816 nach Gotha zu den oben bezeichneten hohen geistlichen Würden berufen wurde. Als ein reichbegabter Geist hat B. durch seine zahlreichen Schriften, die sich durch Gründlichkeit, Klarheit und Bestimmtheit des Urtheils auszeichnen, viele Zweige der theologischen Wissenschaft aufgehellt. Sein Streben, die von ihm als Offenbarung betrachtete christliche Wahrheit mit einem vernünftigen Glauben in Übereinstimmung zu bringen und wissenschaftlich darzustellen, hat ihm unter den Theologen viel Anhänger gewonnen, die als die gemäßigte Partei in der protestantischen Kirche angesehen werden können und ebensowol von der übertriebenen Vernunft- wie Glaubensscheu der ihnen entgegengesetzten Extreme entfernt sind. Als Herausgeber der »Allgemeinen [321] Kirchenzeitung« nach ihres Begründers, des großherzoglich hess. Hofpredigers E. Zimmermann's Tode (1832) hat er jederzeit die Meinungskämpfe dieser Parteien in Glaubenssachen zu vermitteln und das Gedeihen der wahren Lehre Christi zu födern gesucht. Dasselbe war auch der Zweck seiner vielgelesenen Schrift »Heinrich und Antonio, oder die Proselyten der röm. und evangelischen Kirche« (Gotha 1831, 4. Aufl.), welche eine Auseinandersetzung der Glaubenssätze beider Religionsbekenntnisse enthält.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 321-322.
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