Bugenhagen

[348] Bugenhagen (Joh.), einer der wackersten Gehülfen Luther's am großen Werke der Kirchenverbesserung, geb. 1485 zu Wollin bei Stettin in Pommern, daher er auch nach damaliger Sitte und nachdem er Doctor der Theologie war, Dr. Pommer oder Pomeranus genannt wird, studirte in Greifswalde und war Rector in Treptow, als er durch Luther's Schriften für die neue Lehre gewonnen wurde. Dies zog ihm aber die Verfolgung seines Vorgesetzten, des Bischofs von Camin, zu und er flüchtete deshalb 1521 nach Wittenberg, wo er freudige Aufnahme und baldige Anstellung fand. Thätig für das Gedeihen und die Ausbreitung der Reformation war er durch seine Theilnahme an der Ausarbeitung der lutherischen Bibelübersetzung, mehr noch aber als Ordner und Gründer kirchlicher Verfassungen. Zu diesem Zwecke nach Braunschweig, Lübeck, Hamburg und Pommern berufen, beruht die heutige Kirchenverfassung der genannten Länder und Städte noch auf der Einrichtung, welche damals B. ihr gab. König Christian III. von Dänemark entbot ihn sogar zu sich nach Kopenhagen, ließ sich von ihm bei seiner Krönung salben und behielt ihn drei Jahre in seinen Ländern, während welcher Zeit B. die Reformation in Dänemark und Norwegen einführte und die kirchliche Verfassung daselbst ordnete, daher er in beiden Ländern mit Recht als ihr Reformator geehrt wird, und auch die Wiederherstellung der Universität zu Kopenhagen bewirkte. Das ihm angebotene Bisthum Schleswig schlug er aus und kehrte 1542 nach Wittenberg zurück, wo er schon früher Generalsuperintendent für Sachsen geworden war. In seinen letzten Jahren hatte er noch vielseitige Angriffe zu dulden, weil er der Familie des abgesetzten Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich des Großmüthigen, nicht folgte, sondern in Wittenberg blieb, auch mit Melanchthon das leipziger Interim (s.d.) auf Befehl des neuen Kurfürsten Moritz abfaßte. Niedersachsen verdankt der wohlthätigen Wirksamkeit B.'s, der sein Leben 1558 beschloß, auch eine Übersetzung von Luther's deutscher Bibel ins Plattdeutsche.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 348.
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