[480] Costum, nach dem Italienischen, gebräuchlicher aber in der franz. Form Costume, wird das allgemein Übliche in Sitte, Gewohnheit, besonders in der Tracht und in allen [480] zum menschlichen Leben gehörenden Dingen genannt und muß daher in Bezug auf Ort, Zeit, Verhältnisse, Stände u.s.w. sehr verschieden sein. Obgleich die höhern Classen in allen christlichen Ländern für gewöhnlich mehr oder weniger das franz. Costum tragen, pflegen sie doch bei besonderer Veranlassung auch noch andere anzulegen. Die Professoren an vielen deutschen Universitäten tragen z.B. bei Feierlichkeiten ein mittelalterliches Costum, und den Rittern vieler Orden ist für amtliche oder festliche Versammlungen ebenfalls ein alterthümliches Costum vorgeschrieben; ebenso sieht man an Höfen bei verschiedenen Veranlassungen sehr verschiedene Costumes, und bei den untern Ständen, namentlich bei den Landleuten, pflegt sich vorzugsweise das jedem Volke oder Stamme eigenthümliche Costum zu erhalten, was noch weit mehr bei den rohern Völkern der Fall ist. Die Wahrheit bildlicher oder theatralischer Darstellungen verlangt natürlich auch, daß die den dargestellten Verhältnissen angemessenen Costumes möglichst sorgfältig berücksichtigt werden, denn es müßte z.B. ein Bild oder die Bühnenvorstellung einer Schlacht der alten Römer mit den Galliern völlig entstellen, wollte man den Kämpfern Flinten in die Hand geben und Uniformen nach heutiger Art anziehen. Gleichwol ist es noch nicht allzu lange her, daß auf der franz. und nach diesem Beispiele auch auf deutschen Theatern griech. und röm. Helden mit großen Perücken, Zöpfen und Haarbeuteln, im Frack und Degen. und Frauen des Alterthums in Reifröcken auftraten, und Verstöße gegen das Costum waren bei ältern Malern nicht selten. Erst im jetzigen Jahrh. ist in dieser Beziehung das allgemeine Bestreben eingetreten, bei künstlerischen Darstellungen das der Zeit, dem Orte und den handelnden oder dargestellten Personen u.s.w. entsprechende Costum möglichst genau zu beobachten, wobei jedoch der gute Geschmack von selbst fodert, daß Unanständiges und Unschönes vermieden werde. – Costumiren heißt daher sich einer Rolle oder bestimmten Verhältnissen gemäß kleiden.