[495] Dädălus aus Attika, im Alterthume berühmt als einer der ersten großen Baumeister, als der Bildhauer, welcher zuerst Bildsäulen mit nichtanliegenden Armen und getrennten Füßen darstellte, und als Erfinder vieler noch jetzt unentbehrlicher Werkzeuge, wie des Bleiloths, der Art, der Mastbäume und Segel, soll der gewöhnlichen Annahme nach [495] im 14. Jahrh. v. Chr. gelebt haben. Die Sage läßt ihn aus Künstlereifersucht seinen Schwestersohn Talos, Erfinder der Töpferscheibe und Säge, von der Akropolis zu Athen herabstürzen und der über ihn deshalb verhängten Todesstrafe durch die Flucht nach der Insel Kreta entgehen, wo er bei dem König Minos Schutz fand. Er baute demselben das berühmte Labyrinth (s.d.), in das aber D. mit seinem Sohne Ikarus selbst eingesperrt wurde, als er sich den Unwillen des Königs zuzog. Unter dem Vorgeben, ein Kunstwerk zur Versöhnung des Königs verfertigen zu wollen, verschaffte er sich hier Wachs und Leinwand, aus denen er sich und seinem Sohne Flügel machte, mit deren Hülfe Beide entflohen. Ikarus näherte sich jedoch, dem Rathe des Vaters entgegen, der Sonne zu sehr, sodaß an seinen Flügeln das Wachs schmolz und er ins Meer stürzte, welches davon zwischen der Insel Chios und Kos das ikarische Meer hieß. D. entkam glücklich, begab sich endlich nach Sicilien zum Könige Kokalos, der ihn gegen die Verfolgung des Minos schützte und dem er seine Dankbarkeit durch Ausführung großer Werke der Bau- und Bildhauerkunst bewies.