Darius

[513] Darīus war der gemeinschaftliche Name mehrer Könige des alten Perserreichs, von denen D., der vierte König von Persien, ein Sohn des Statthalters Hystaspes von Persis, der merkwürdigste ist. Nachdem der König Kambyses seinen Bruder Smerdis hatte ermorden lassen, bemächtigte sich ein Betrüger unter dessen Namen des pers. Thrones, wurde jedoch bald nach des Kambyses plötzlichem Tode, 522 v. Chr., durch Verschworene, zu denen auch D. gehörte, aus dem[513] Wege geräumt. Wegen Wiederbesetzung des Thrones hatten sie bestimmt, daß Derjenige von ihnen König sein solle, dessen Pferd an einem bestimmten Tage, wo sie vor Sonnenaufgang zu Pferde zusammenkommen wollten, zuerst die Sonne anwiehern werde. D.'s Stallmeister brachte aber listigerweise in der Nacht vorher an dem verabredeten Orte das Pferd seines Herrn mit einer Stute zusammen, daher es zuerst wieherte, als es am Morgen den wohlbekannten Ort wieder betrat und so seinen Reiter zum König machte. Als solcher regierte D. sehr rühmlich, versuchte zuerst das von seinen Vorgängern eroberte weite Reich zu ordnen und zu befestigen, theilte es in Satrapien oder Provinzen, stellte an die Spitze derselben Satrapen oder Statthalter und beförderte Künste und Gewerbe durch zweckmäßige Anstalten. Vielleicht wollte er seine Vorgänger auch durch Kriegsruhm übertreffen, denn 513 zog er mit 700,000 M. gegen die nördl. vom Ister oder der Donau und dem schwarzen Meere im heutigen Rußland, Ungarn und Polen hausenden Völker, im Allgemeinen Scythen genannt, zu Felde, verlor aber in jenen unwirthbaren Gegenden den größten Theil seines Heers und mußte froh sein, daß dem Überreste der Rückzug durch die Griechen nicht abgeschnitten wurde. Thrazien und Macedonien wurden jedoch unterworfen und später hatte ein Theil von Indien dasselbe Schicksal. Eine Empörung der des pers. Joches müden Griechen in Kleinasien, bei der sie namentlich von Athen unterstützt wurden, reizte D. so, daß er die Unterwerfung aller Griechen beschloß und nach der nicht ohne Schwierigkeit bewirkten Besiegung der Empörer seinen Schwiegersohn Mardonius mit einer Flotte und einem mächtigen Heere deshalb nach Europa sandte. Nachdem aber die erstere durch Stürme zerstört und das Heer von den Thraziern zurückgeschlagen worden war, wurde ein neues Heer gerüstet und gegen Attika geführt, allein 490 v. Chr. von den mehr als zehnmal schwächern Atheniensern bei Marathon besiegt. Mit einem dritten Heere wollte D. selbst diesen Schimpf rächen, wurde aber durch eine in Ägypten ausgebrochene Empörung und seinen 485 v. Chr. erfolgten Tod genöthigt, die Rache seinem Sohne und Nachfolger Xerxes (s.d.) zu überlassen. – Durch sein Unglück merkwürdig ist Dari us Kodomannus, der zwölfte und letzte König von Persien, welcher vergeblich die letzte Kraft seiner verweichlichten Völker gegen Alexander den Großen (s.d.) aufbot und nach drei Niederlagen seiner zahllosen Heere 330 v. Chr. durch Verrätherhand das Leben verlor.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 513-514.
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