[514] Darm, Gedärme und Eingeweide wird im weitesten Sinne, und dann gleichbedeutend mit Nahrungs- oder Verdauungskanal, jener lange, mit mehren Drüsenanhängen versehene Kanal im thierischen Körper genannt, der mit dem Munde beginnend, mit dem After endigend, die ganze Länge des Rumpfes durchläuft. In engerer und gewöhnlicher Bedeutung versteht man unter Darm nur denjenigen Theil des Nahrungskanals, der von der Öffnung am linken Ende des Magens sich bis zum After erstreckt und in dem vordern und mittlern Theile des Unterleibes gelegen ist. Er bildet einen langen, vielfach gewundenen, bald engern, bald weitern, aus drei übereinander liegenden häutigen Lagen bestehenden Schlauch, der wenigstens sechsmal so lang ist als der Körper, dem er angehört. Sein oberer und engerer Theil heißt der Dünndarm und von diesem wieder der Anfang Zwölffingerdarm, der mittlere Theil Leerdarm, und das Ende der gewundene oder Krummdarm; an diesen schließt sich der Dickdarm, der anfänglich Blinddarm, in seinem weitern Verlaufe Grimmdarm und zuletzt Mastdarm genannt wird, mit welchem er durch den After nach außen mündet. Die Verrichtung des eigentlich sogenannten Darmkanals ist, dem aus dem Magen in ihn übergehenden Speisebreie [514] die zur Ernährung des Körpers tauglichen Bestandtheile zu entziehen, und die zu diesem Zwecke untauglichen Stoffe, indem er sie durch seine steten wurmförmigen Bewegungen allmälig bis in den Mastdarm befördert, aus dem Körper zu schaffen. Der Darmkanal gehört zu denjenigen Organen, welche in dem noch ungeborenen Menschen oder Thiere zuerst gebildet werden und ist mehr und weniger vollkommen bei allen Thieren vorhanden. Nur in außerordentlichen Fällen fehlt er ganz oder theilweise und bietet auch wol andere angeborene oder später erworbene Bildungsfehler dar, wie z.B. stellenweise Erweiterungen, Verengerungen, Verwachsungen u.s.w. Häufig ist er auch der Sitz von Krankheiten, z.B. der Darmentzündung mit allen aus dieser hervorgehenden Nachkrankheiten, der verschiedenartigen Koliken, der Darmgicht u.s.w., veranlaßt, indem er aus den verschiedenen Öffnungen der Unterleibshöhle widernatürlich hervortritt, Vorfälle und Brüche und dient oft belebten thierischen Wesen, dem Spuhlwurme, dem Bandwurme (s.d.) und andern Eingeweidewürmern zum Aufenthalte. – Die Darmentzündung ist eine höchst gefährliche, ohne die schleunigste und zweckmäßigste ärztliche Hülfe leicht tödtliche Krankheit und gibt sich durch mehr oder weniger heftige, reißende und schneidende Schmerzen in dem gewöhnlich aufgetriebenen Unterleibe zu erkennen, die bei der Berührung desselben, bei jeder Bewegung, ja schon bei dem Genusse von Speise und Trank zunehmen. Sie ist ferner von hartnäckiger Verstopfung, zuweilen auch von Erbrechen, heftigem Durste, Unruhe, Kälte der Gliedmaßen und bedeutenden entzündlichen Fiebern begleitet und entsteht in Folge mechanischer Verletzungen und Verwundungen der Gedärme, also nach heftigen Stößen und Schlägen auf den Unterleib, wenn die Därme sich ineinander schieben, verschlingen, vorfallen, eingeklemmt, über die Maßen überfüllt und ausgedehnt werden, sowie nach dem Genusse ätzender Gifte oder anderer scharfer Stoffe, nach heftigen Erkältungen u.s.w. – Darmgicht heißt derjenige krankhafte Zustand der Gedärme, bei welchem dieselben sich entweder ineinander verschoben oder verschlungen haben, ein Theil derselben auf irgend eine Art eingeklemmt ist und nun in Folge davon hartnäckige Verstopfung, öfteres Aufstoßen, Schluchzen und Ausleerung des Darminhalts durch den Mund, selbst Kotherbrechen, sowie heftige Schmerzen in der Nabelgegend eintreten. Zur Beseitigung dieses Krankheitszustandes vermag die ärztliche Kunst wenig zu thun und die gewöhnlich bald hinzutretende Entzündung der Gedärme nimmt in der Regel den unglücklichsten Ausgang. – Die Darmsaiten zum Beziehen der Geigen, Guitarren, Harfen und anderer musikalischer Instrumente werden zum Theil fabrikmäßig aus den dünnsten und am meisten elastischen Därmen der Lämmer, Ziegen, Gemsen, Rehe und Katzen verfertigt. Da die Reinheit des Tons von dem Grade der Elasticität der Saiten abhängt, so werden die Därme auf das sorgfältigste von dem ihnen anhängenden Schleime gereinigt, der sie nach dem Trocknen starr und unbiegsam machen würde. Dieser höchst mühsamen Arbeit folgen noch andere, ebenfalls auf Erhöhung der Elasticität berechnete, bevor die Därme mittels eines Seilerrades zusammengedreht und endlich durch Schwefeldämpfe gebleicht werden. Zu den dünnsten Saiten der Geige werden 3, zu den stärksten 7, zu den stärksten Baßsaiten aber 120 Därme genommen, und Durchsichtigkeit und Feinheit sind die allgemeinen Kennzeichen der Güte derselben. Die besten, gewöhnlich romanische Saiten genannt, lieferte von jeher Italien; es werden aber auch in Nürnberg, Augsburg, München, Mittenwalde in Baiern, im sächs. Voigtlande, in Hanau, Offenbach, Prag, Wien u.s.w. viele und sehr brauchbare Darmsaiten verfertigt.