Darmstadt

[515] Darmstadt, die Haupt- und Residenzstadt des Großherzogthums Hessen, in der Provinz Starkenburg in einer vom Rhein, Main und den Vorbergen des Odenwaldes begrenzten Ebene gelegen, wurde 1330 vom Kaiser Ludwig dem Baier zur Stadt erhoben und bald darauf der Sitz der Grafen von Katzenelnbogen. Stadt und Land kamen 1479 an das Haus Hessen, jene wurde 1567 der Sitz der noch jetzt hier regierenden Linie und von nun an erweitert und verbessert, am meisten unter Großherzog Ludwig I. (1790–1830), dem die Stadt eigentlich ihre jetzige Schönheit verdankt. Sie hat einen Umfang von fast 11/2 St., etwa 22,000 Einw., zerfällt in die Alt- und Neustadt, die Bessunger-, Dieburger- und die Bangerts- (Pancratius-) Vorstadt. Die Altstadt ist winklig und finster, zum Theil noch mit den alten Stadtmauern und Thürmen versehen, desto freundlicher aber ist die Neustadt mit breiten und geraden, sich rechtwinklig durchschneidenden Straßen. Die Hauptplätze sind: der achteckige Luisenplatz mit einem Springbrunnen; der Marktplatz in der Altstadt mit dem Rathhause und der Hauptseite des zu drei verschiedenen Zeiten erbauten großherzogl. Schlosses, dessen ältester Theil sich aus dem Jahre 1568, der neueste von 1717 herschreibt; der Paradeplatz, gleich daneben, und der mit Bäumen bepflanzte Mainplatz und Neckarplatz. Zu den merkwürdigen Gebäuden gehören: das Palais in der Luisenstraße mit einem Belvedere; das 1818 und 1819 im ital. Geschmacke gebaute Opernhaus, eins der schönsten Theatergebäude Deutschlands; das Cassino oder Gesellschaftshaus, in dessen Saale die zweite Kammer der Landstände sich zu versammeln pflegt; das 1771 gebaute Zeughaus, früher Exercierhaus, welches einen 319 F. langen und 151 F. breiten Saal hat, dessen Decke nur von dem Hängewerke des Dachstuhls gehalten wird; die 1822 erbaute katholische Kirche auf dem Riedeselsberge, deren Kuppel 28 korinthische Säulen tragen und die das einzige Fenster enthält, durch welches die Kirche erhellt wird. Von öffentlichen Bildungsanstalten bestehen in D. ein Gymnasium, eine Realschule, eine höhere Militairschule und viele untergeordnete Schulanstalten. Von Sammlungen sind zu bemerken: die 120,000 Bände starke Hofbibliothek, eine Gemälde- und eine Antikensammlung, ein Münz-, ein Naturaliencabinet, eine Kunstsammlung u.s.w. Handel und Gewerbe erstrecken sich nicht über den unmittelbaren Bedarf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 515.
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