[672] Epaminondas, geb. 411 v. Chr., der berühmteste Feldherr und Staatsmann der Thebaner, war ein Abkömmling der ehemaligen Könige von Böotien (s.d.), lebte aber ohne Vermögen bis zum 40. Jahre blos den Wissenschaften und trachtete nicht nach Ämtern und Würden. Seine ausgezeichneten Geistesgaben, seine Vaterlandsliebe und sein unbescholtener Wandel hatten ihm aber längst die Achtung seiner Mitbürger erworben, die ihn mit zum Gesandten wegen Ausgleichung der mit den Spartanern entstandenen Streitigkeiten und dann zum Oberbefehlshaber ihres Heers gegen dieselben wählten. Als solcher erfocht er, unterstützt von seinem Freunde Pelopidas, mit 6000 M. über den doppelt überlegenen Feind 378 v. Chr. den berühmten Sieg bei Leuktra, wo die Lacedämonier eine Niederlage erlitten, wie sie ihnen noch nie widerfahren war. Zwei Jahre darauf erhielten E. und Pelopidas wieder den Oberbefehl, drangen in den Peloponnes ein, befreiten die von den Spartanern unterjochten Messenier, versahen ihre Hauptstadt wieder mit Mauern und erschienen endlich vor Sparta selbst, das aber der König Agesilaus tapfer vertheidigte, bis der Winter und andere Umstände die Thebaner zur Heimkehr nöthigten. Zu Hause wurden ihre beiden Feldherren als Verbrecher vor Gericht gestellt, weil sie den Oberbefehl vier Monate über die gesetzlich bestimmte Zeit behalten hatten, worauf Todesstrafe stand. E. aber, anstatt sich zu rechtfertigen, erzählte von seinen Thaten und verlangte, man solle auf sein Grab schreiben: »Die Thebaner ließen den E. hinrichten, weil er sie bei Leuktra lehrte, die Spartaner zu besiegen, denen sie vorher kaum unter dir Augen zu treten wagten; weil er siegend das Vaterland rettete und Griechenland frei machte; weil die Thebaner unter ihm Sparta belagerten und seinem Falle nahe brachten; weil er Messene wieder aufgebaut und mit Mauern versehen hat«, und die Richter sprachen ihn sofort frei. Bald darauf befreite er hauptsächlich durch sein persönliches Ansehen den in die Gewalt des Beherrschers von Pherä gefallenen Pelopidas, drang bei dem erneuerten Kriege mit Sparta abermals in den Peloponnes ein und hätte diesmal Sparta beinahe erobert, denn nur die verzweifeltste Gegenwehr konnte die schon in die Stadt eingedrungenen Thebaner zum Rückzuge nöthigen. E. wendete sich nun gegen die feindliche Hauptmacht nach Arkadien, wo es 363 v. Chr. bei Mantinea zur Schlacht kam. Auch hier mußten die Spartaner dem Angriffe des E. weichen, der aber, beim Verfolgen des Feindes plötzlich umringt, mit einem Wurfspieße in die Brust getroffen und nur nach einem blutigen Kampfe von den Seinen noch lebend aus dem Kampfe gerettet wurde. Beide Theile stellten auf die Kunde von diesem Ereignisse den Kampf ein und schrieben sich den Sieg zu, E. aber, der von den Ärzten gehört hatte, sein Tod sei unvermeidlich, sobald das Eisen aus seiner Wunde gezogen werde, entfernte dies selbst, nachdem er die Nachricht vom Siege erhalten, indem er freudig ausrief: »So hab' ich genug gelebt!« und verschied bald nachher. Mit E. war Theben mächtig geworden und fiel wieder mit ihm, der weder einen ähnlichen Vorgänger, noch einen Nachfolger hatte und von dem sein Geschichtschreiber rühmt, daß er mit allen Tugenden geziert, mit keinem Laster besudelt gewesen sei.