[701] Eugen (Franz) von Savoyen, bekannt unter dem Namen Prinz E. und als volksthümlicher Held und Türkensieger in Volksliedern gefeiert, einer der ausgezeichnetsten östr. Feldherren und Staatsmänner, wurde am 18. Oct. 1663 zu Paris geboren und war der fünfte Sohn des Herzogs Eugen Moritz von Savoyen-Carignan und einer Nichte des Cardinals und franz. ersten Ministers Mazarin.
Der ihm bestimmten geistlichen Laufbahn abgeneigt, bewarb sich E. um den Eintritt in den franz. Kriegsdienst, ward aber von dem seinem Hause feindlichen Kriegsminister Louvois abgewiesen und ging nun 1683 in östr. Dienste, wo sich bereits zwei von seinen Brüdern befanden. Schon in seinem ersten Feldzuge gegen die Türken focht er mit Auszeichnung, erhielt als Obrist ein Regiment und wurde 1687 nach der Schlacht bei Mohacz in Ungarn Feldmarschall-Lieutenant. Louvois hörte mit Unmuth von E.'s Thaten und äußerte eines Tages, er solle sein Vaterland nie wieder betreten; [701] als diese Worte E. zu Ohren kamen, versetzte er, daß er Louvois zum Trotz wiederkommen werde, befehligte in dem 1688 ausgebrochenen Kriege gegen Frankreich die dem Herzog von Savoyen gesandten östr. Hülfstruppen und lehnte alle glänzenden Anträge ab, durch die ihn der franz. Hof für sich zu gewinnen suchte. Zum östr. Generalfeldmarschall und nach beendigtem franz. Kriege zum Obergeneral in Ungarn ernannt, errang er 1697 bei Zentha einen berühmten Sieg über die Türken, welcher diesen eine unerhörte Menge Todte, darunter 17 Paschas und den Großvezier, kostete und den karlowitzer Frieden (1698) zur Folge hatte. Während des span. Erbfolgekriegs (s.d.) erfocht E., zum Hofkriegsrathspräsidenten ernannt und eine Zeit lang im Verein mit Marlborough (s.d.), in Italien, Deutschland und den Niederlanden wichtige Siege für Östreich und dessen Verbündete, drang 1707 in Frankreich ein und belagerte, jedoch vergeblich, Toulon, eroberte 1708 die franz. Grenzfestung Lille und wurde bei Malplaquet, wo er die franz. Marschälle Villars und Boufflers besiegte, selbst, doch nicht gefährlich, verwundet, daher er auch das Schlachtfeld nicht verließ und den ihn an die Nothwendigkeit eines Verbandes erinnernden Offizieren entgegnete: »Was nützt ein Verband, wenn wir hier sterben sollen? Kommen wir davon, so ist dazu auf den Abend Zeit.« Nachdem E. den diesen Krieg beendigenden Frieden zu Rastadt (1714) mit dem Marschall Villars abgeschlossen hatte, erntete er neuen Ruhm wider die Türken, deren überlegene Heere er 1716 bei Temeswar und Peterwardein schlug und 1717 Belgrad von ihnen wieder eroberte, worauf 1718 der Frieden von Passarowitz gegen E.'s Wunsch zu Stande kam, der lieber die Türken aus Europa vertrieben hätte. Während der nun folgenden Friedensjahre war E. als Staatsmann im Cabinet thätig, als aber 1733 die poln. Königswahl des von Östreich begünstigten August III. von Sachsen, Frankreich bewog, für Stanislaus Leszcynski die Waffen zu ergreifen, erschien E. abermals an der Spitze des am Rheine versammelten Heers, legte aber, ohne etwas Entscheidendes gethan zu haben, den Oberbefehl wieder nieder und kehrte nach Wien zurück, wo er am 21. Apr. 1736 starb. In der St.-Stephanskirche bezeichnet ein Denkmal die Grabstätte dieses großen Mannes, der drei Kaisern, – Leopold I., den er seinen Vater, Joseph I., den er seinen Bruder, Karl VI., den er seinen Herrn nannte, – im Felde und Cabinete diente und dessen Ruhm durch keine Laster geschmälert wurde.