[28] Fessler (Ignaz Aurelius), ein wegen seiner Schicksale merkwürdiger Mann, wurde 1756 zu Czorndorf in Niederungarn geboren, wo sein Vater als Pachter eines Gasthofs lebte. F. wurde nach dem Willen seiner Ältern Capucinermönch und kam 1781 in das Kloster zu Wien. Hier soll er Kaiser Joseph von dem in den Klöstern aufgekommenen mannichfachen Unfuge in Kenntniß gesetzt haben, weswegen ihn die Mönche anfeindeten; er wurde daher 1783 vom Kaiser zum Professor der morgenländ. Sprachen in Lemberg ernannt und aus dem Kloster entlassen. Sein Schicksal nahm 1787 eine neue Wendung, als er ein Trauerspiel auf die Bühne brachte, wegen dessen er verketzert und angeklagt wurde, sodaß er sich genöthigt sah, aus seinem Vaterlande zu fliehen. Er begab sich nach Schlesien, wo er eine Anstellung als Erzieher der Prinzen von Karolath fand. F. ging zur protestantischen Kirche über und lebte seit 1796 in Berlin, wo er sich durch seine Thätigkeit als Freimaurer bekannt machte. Auch erhielt er eine kön. Anstellung, die er jedoch nach der Schlacht bei Jena wieder verlor. Er gerieth nun in eine sehr dürftige Lage, aus der er 1809 durch seine Ernennung zum Hofrath und Professor der oriental. Sprachen und der Philosophie an der Akademie zu Petersburg herausgezogen wurde. Bald aber verlor er auch diese Stelle wieder, wurde jedoch zum Mitgliede der Gesetzgebungscommission ernannt. 1820 wurde F. Superintendent und Consistorialpräsident von Saratow, und als 1833 das Consistorium aufgehoben wurde, ernannte man ihn zum Kirchenrathe. Er schloß sich früher an die Herrnhuter zu Sarepta an und man hat ihn von mehren Seiten beschuldigt, er gehe mit dem Plane um, unter dem Scheine der Frömmigkeit die Tendenzen des Jesuitismus und des röm. Katholicismus in die protestantische Kirche einzuführen. Von seinen zahlreichen Schriften ist die interessanteste seine von ihm selbst verfaßte Lebensbeschreibung: »F.'s Rückblick auf seine 70jährige Pilgerschaft u.s.w.« (Bresl. 1826).