Flemming

[56] Flemming (Paul), der Dichter, wurde am 17. Oct. 1609 zu Hartenstein im Voigtlande geboren. Er war der Sohn eines lutherischen Predigers, der ihm selbst die erste Erziehung gab, und ihn dann die Fürstenschule zu Meißen und später die Universität Leipzig besuchen ließ. Hier widmete er sich dem Studium der Medicin. Durch die Drangsale des dreißigjährigen Kriegs sah sich F. jedoch in seinen Studien so gestört, daß er, von Begierde nach Wissen und Abenteuern zugleich getrieben, sich 1633 an Herzog Friedrich von Holstein mit der Bitte um eine Stelle im Gefolge der Gesandtschaften wendete, welche dieser an den Zar von Rußland und den Schah von Persien sendete. Unter mancherlei Beschwerden und Unglücksfällen machte F. Reisen nach Moskau und Ispahan mit. Bei seiner Rückkehr verlobte er sich in Reval mit der Tochter eines angesehenen Kaufmanns, erwarb 1640 in Leyden die medicinische Doctorwürde und kam bald darauf nach Hamburg, wo er sich als praktischer Arzt niederlassen und vermählen wollte, als ihn am 2. Apr. 1640 der Tod ereilte. Erst zwei Jahre später erschienen seine Gedichte unter dem Titel: »Geistliche und weltliche Poemata«, welche ihm als einem der ausgezeichnetsten deutschen Dichter seiner Zeit einen bleibenden Nachruhm verschafft haben. So ist er unter Anderm auch Verfasser des noch jetzt in den protestantischen Gesangbüchern befindlichen herrlichen Liedes: »In allen meinen Thaten u.s.w.« Ein Theil seiner Gedichte ist der Schilderung seiner Reiseabenteuer gewidmet und alle zeichnen sich durch Begeisterung und tiefe Sinnigkeit aus. Eine Auswahl derselben ist in Leipzig 1820 erschienen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 56.
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