Franz I. [3]

Franz I. [3]

[99] Franz I., geb. 1494, König von Frankreich 1515–1547, den die Franzosen »Vater der Wissenschaften« genannt, war ein ebenso ritterlicher als kluger König, der Künste und Wissenschaften in Frankreich einführte, aber durch seine Eroberungssucht, Treulosigkeit und Sittenlosigkeit auch vieles Unglück über sein Land brachte.

Er war der Schwiegersohn des Königs Ludwig XII., dem er auf dem Throne folgte. Nach seiner Thronbesteigung griff er alsbald Mailand an, auf welches er Ansprüche machte, und gewann es, nachdem er die Schweizer bei Marignano geschlagen. Er suchte sich [99] den Besitz durch den Frieden mit den Schweizern und durch den mit König Karl von Spanien (nachher Kaiser Karl V.) zu Noyon 1516 geschlossenen Vergleich zu sichern. Später bewarb er sich mit Karl zugleich um die Wahl zum deutschen Kaiser, welche aber trotz ansehnlicher Geldverschwendungen, mit denen er sich in Gunst setzen wollte, nicht auf ihn, sondern auf Karl V. fiel. Von nun an lag er fast ununterbrochen im Kriege mit dem Kaiser. Das Glück schwankte zwischen Beiden, als F. 1525 vor Pavia geschlagen und sogar gefangen wurde. Er mußte, um im folgenden Jahre seine Freiheit wieder zu erlangen, harte Friedensbedingungen eingehen, die er jedoch nicht hielt. Obgleich immer zuletzt im Nachtheil, fand F. doch auch immer wieder neue Veranlassungen zur Wiederaufnahme des Kriegs. So wurde 1541 die Ermordung eines franz. Gesandten zu Mailand und 1640 der Umstand Vorwand zum Kriege, daß Karl auf einer Reise durch Frankreich von Spanien nach den Niederlanden, in Gefahr, von F. gefangen zu werden, versprochen hatte, einem der Söhne F. I. Mailand als Lehn zu geben, nachmals aber seinen eignen Sohn Philipp damit belehnt hatte. F. zog ausgezeichnete Künstler und Kunstschätze (z.B. Leonardo da Vinci und Benvenuto Cellini) (s.d.), namentlich aus Italien, nach Frankreich, ließ herrliche Bauten ausführen, legte viele Schulen an und begünstigte die Anlage von Manufacturen. Er begann die Sammlung der pariser Bibliothek und stiftete das kön. Collegium; besonders das Studium der griech. und röm. Schriftsteller kam unter ihm in Aufnahme. Dabei hielt er einen glänzenden Hofstaat, der sich bald durch freche Sittenlosigkeit auszeichnete, weil der König selbst sich zügellosen Ausschweifungen überließ. Ein Opfer derselben starb er 1547. Sein hier abgebildetes Grabmal aus weißem Marmor in der Kirche zu St.-Denis, ein herrliches Monument, stellt den König und seine Gemahlin im Augenblicke des Hinscheidens dar und ist mit den Bildsäulen der vier Evangelisten geschmückt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 99-100.
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