Friedrich I. [1]

[112] Friedrich I., aus dem Hause der Hohenstaufen, mit dem Beinamen Rothbart oder (ital.) Barbarossa, war einer der bedeutendsten röm. deutschen Kaiser und regierte 1152–90. Er wurde geb. 1121 als ein Sohn Herzog Friedrich des Einäugigen von Schwaben und wurde als Kaiser der Nachfolger seines Oheims Konrad III. Er war von großer, erhabener Gestalt, hatte blonde Locken und einen röthlichgelben Kinnbart. Im Reiche suchte er mit Kraft den Frieden herzustellen und zu erhalten; er versöhnte die streitenden Großen, verfolgte die Raubritter und zerstörte ihre Burgen. Als Lehnsherr von Oberitalien suchte er auch hier Frieden zu stiften, der aber durch den Übermuth einzelner mächtiger Städte, namentlich Mailands, immer wieder gestört wurde. Zweimal besiegte er diese Stadt und ließ sie endlich 1162 völlig zerstören. Da aber seine Statthalter in Italien sich manche Bedrückungen erlaubten, so vereinigten sich die lombardischen (s. Lombardei) Städte in einen engen Bund unter dem Schutze des Papstes Alexander III., der den Kaiser 1168 in den Bann gethan hatte. Mailand wurde wieder aufgebaut und sogar eine mächtige Festung, Alessandria, dem Kaiser zum Trotz erbaut. Dieser hatte Rom erobert und den Papst Alexander vertrieben, als eine pestartige Krankheit im deutschen Heere so arge Verwüstungen anrichtete, daß er eilig nach Deutschland zurückkehren mußte. Zwar kam er nachmals mit Heeresmacht nach Italien zurück, aber die Lombarden, Mailand an der Spitze, schlugen 1176 bei Legnano den Kaiser in einer blutigen Schlacht. Hierauf kam F. mit dem Papste in Venedig zusammen und söhnte sich mit ihm aus, und im konstanzer Frieden 1183 bestätigte F. die selbständige Verfassung der lombardischen Städte, wogegen diese ihn als Oberlehnsherrn anerkannten. Der letzte Zug nach Italien war vorzüglich darum so unglücklich ausgefallen, weil F. von dem mächtigsten deutschen Fürsten Heinrich dem Löwen, Herzog von Baiern und Sachsen, plötzlich im Stich gelassen worden war. Als daher F. nach Deutschland zurückgekehrt war, foderte er ihn vor einen Reichstag und sprach, als er nicht erschien, die Acht über ihn aus, indem er ihn aller Lehen und Reichswürden verlustig erklärte und seine Länder an andere Fürsten vergab. Heinrich sah sich nach tapferer Gegenwehr 1182 durch ein kais. Heer so hart bedrängt, daß er den Kaiser zu Erfurt um Verzeihung bat. Er wurde von F. gnädig aufgenommen und behielt seine Erbländer Braunschweig und Lüneburg.

Noch einen Zug machte F. nach Italien, aber diesmal in Frieden. Die ital. Städte begrüßten ihn mit lautem Jubel und in Mailand vermählte F. seinen Sohn Heinrich mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien (s.d.). Die Nachricht, daß Jerusalem, welches von den Christen (s. Kreuzzüge) erobert worden war, wiederum in die Hände der Ungläubigen gefallen sei, bewirkte, daß man sich in allen Christenlanden zu einem neuen gewaltigen Kreuzzuge rüstete, dem sich F. 1188 mit einem Heere von 150,000 M. anschloß. Er kam nach mehren siegreichen Kämpfen mit den Griechen, deren Kaiser im Einverständniß mit den Ungläubigen stand, und mit diesen selbst bis nach Syrien. Hier aber fand 1190 der greise Held den Tod in den Wellen des Kalykadnus bei Seleucia, als er mit seinem Rosse durch den Fluß schwimmen wollte. Auch das Heer der Kreuzfahrer nahm ein trauriges Ende, indem es großentheils vor Antiochia durch Krankheiten aufgerieben wurde, und des Kaisers zweiter Sohn, Friedrich, welcher den Oberbefehl übernommen hatte, starb vor Akkon. Die Nachricht von des großen Kaisers Tode verbreitete Trauer und Schreck über ganz Europa, denn nicht nur hatte man die Eroberung Jerusalems von ihm gehofft, sondern man fürchtete auch in Europa selbst den Bruch des Friedens, den F. mit gewaltiger Kraft begründet hatte. F. war ein Freund der Künste und Wissenschaften und besaß selbst ungemeine Kenntnisse, dabei war er von aufrichtiger Frömmigkeit. Das Andenken an ihn hat sich nicht nur in Geschichtsbüchern, sondern auch in Volkssagen fortgepflanzt. So heißt es, er sitze noch in den Trümmern der Burg Kyffhausen in Thüringen, für das Wohl Deutschlands wachend; sein langer, rother Bart wachse um den steinernen Tisch vor ihm, und erst mit dem Ende Deutschlands werde er zur Ruhe kommen. Als Kaiser folgte auf F. sein Sohn Heinrich VI. (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 112-113.
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