Hohenstaufen

[403] Hohenstaufen, das berühmte, durch Bildung und ritterliche Gesinnung ausgezeichnete Geschlecht aus Schwaben, welchem das deutsche Reich mehre seiner größten Kaiser verdankt, das aber auch die Veranlassung zu unzähligen blutigen Fehden wurde und bald nach seiner schönsten Blüte ein trauriges Ende nahm, entlehnte seinen Namen von dem Berge Hohenstaufen im Königreich Würtemberg, auf welchem die alte Stammfeste des Geschlechts stand, die 1525 im Bauernkriege zerstört wurde und von der man gegenwärtig nur noch wenige Ruinen erblickt. Der Ritter Friedrich von Staufen, Herr zu Hohenstaufen, zeichnete sich in der Schlacht bei Merseburg 1030 so durch seine Tapferkeit aus, daß ihn Kaiser Heinrich IV. mit seiner Tochter Agnes vermählte und mit dem Herzogthum Schwaben belehnte. Von seinen beiden Söhnen wurde Friedrich Herzog von Schwaben und Konrad erhielt vom Kaiser Heinrich V. das Herzogthum Franken. Als Heinrich V. gestorben war, wurde nicht allein, wie wohl Viele erwartet hatten, keiner der H. zum Kaiser erwählt, sondern der neue Kaiser Lothar II., früher Herzog von Sachsen, foderte sogar, unterstützt von dem Herzog von Sachsen und Baiern, Heinrich dem Stolzen aus dem mächtigen Hause der Welfen, von den H. die Besitzungen zurück, welche sie unter dem verstorbenen Kaiser erworben hatten. Eifersucht der Welfen gegen die Macht der H. entzündete so den berühmten langwierigen Kampf der H., oder, wie sie auch von ihrem Erbgut Waiblingen in Würtemberg genannt wurden, Waiblinger (ital. Ghibellinen) und Welfen (ital. Guelfen), an welchen sich damals alle Privatinteressen einzelner Staaten und Städte anschlossen. Im Frieden von Mühlhausen, 1135, befestigte sich die Macht der H. und als Lothar gestorben war, wurde Konrad, Herzog von Franken, 1138 zum Kaiser erwählt, indem man ihn dem Welfen Heinrich dem Stolzen vorzog. Die deutsche Verfassung verbot, daß ein Fürst mehr als ein Herzogthum besitze, und hierauf gründete Kaiser Konrad III. die Foderung, daß Heinrich der Stolze das Herzogthum Sachsen und noch andere Besitzungen abtreten solle. Heinrich weigerte sich und wurde dafür in die Acht und aller seiner Lehne verlustig erklärt. Die Feindschaft zwischen Welfen und H. wurde hierdurch genährt. Nach Konrad III. Tode ward Friedrich (s.d.), der Rothbart genannt, ein Sohn des oben genannten Friedrich's, Herzogs von Schwaben, und nach diesem erst Heinrich VI. (s.d.), dann Friedrich II. (s.d.) Kaiser. Die Freisinnigkeit dieser Kaiser und ihre wachsende Macht, welche die Oberherrschaft des Papstes nicht anerkennen wollte, war der Grund zu der Feindschaft der Päpste, welche dem stolzen Hause der H. verderblich wurde, indem sie ihnen Gegner von allen Seiten aufregte. Friedrich II. hatte mehre Söhne, aber sein ältester Sohn Heinrich starb im Kerker, in den ihn sein Vater als Empörer hatte setzen lassen, der zweite Sohn Konrad IV. folgte zwar seinem Vater 1250 als Kaiser, wurde aber gleichfalls vom Papste angefeindet und starb schon 1254, wahrscheinlich an Gift. Noch hatte Friedrich zwei natürliche Söhne hinterlassen, den schönen Enzius (s.d.), welcher im Kerker der Bologneser starb, und den edlen Manfred, welcher sich noch einige Zeit als König von Neapel und Sicilien hielt, aber endlich gegen Karl von Anjou fiel, den der Papst 1266 zum Könige von Neapel gekrönt hatte. Nun war von dem Hause der H. nur noch Konradin, der einzige Sohn des verstorbenen Kaisers Konrad IV., übrig. [403] Er wurde auf einem Zuge nach Italien, den er zur Wiedereroberung seines Erbtheils unternommen, gefangen und 1268 am 29. Oct. zu Neapel hingerichtet. (S. Konradin.) Baiern, Baden und Würtemberg erhielten die Besitzungen der H. in Deutschland. Raumer hat eine treffliche »Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit« (6 Bde., Leipz. 1823–25) geschrieben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 403-404.
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