[193] Gérard (Etienne Maurice, Graf), Marschall und Pair von Frankreich, ward geb. 1773. Nachdem er schon mehre Feldzüge mitgemacht, zeichnete er sich durch Unerschrockenheit als Adjutant Bernadotte's in Wien aus. Dieser war bei einem Aufstande in Lebensgefahr gerathen und wurde von G. gerettet. In der Schlacht bei Austerlitz (s.d.) gab G. Beweise des größten Muthes und ward schwer verwundet. Als Brigadegeneral machte er hierauf verschiedene Feldzüge mit und zeichnete sich besonders beim Rückzuge des franz. Heeres aus Rußland 1812 aus, indem er den verfolgenden Feind aufzuhalten bemüht war. In der Schlacht bei Bautzen 1813 war er es, der den Sieg auf die Seite der Franzosen brachte, und in den für diese so unglücklichen Schlachten an der Katzbach und bei Leipzig trug er ehrenvolle Wunden davon. Bei Montereau errang er bedeutende Vortheile über die Verbündeten. Von Napoleon ward G. 1815 zum Pair von Frankreich ernannt und mit dem Commando des Moselheers beauftragt. Nochmals kämpfte er siegreich in der Schlacht bei Ligny, wurde aber in der Schlacht bei Waterloo durch eine Kugel in die Brust getroffen. Er ließ sich in Tours heilen und ging dann nach Paris, mußte sich jedoch nachher auf einige Zeit ins Ausland begeben. Er ging nach Brüssel, wo er sich vermählte. Von 1817 an lebte er auf seinem Landgute im Departement der Oise und wurde mehre Mal zum Deputirten gewählt. Durch einen Flintenschuß kam er 1824 auf der Jagd um sein linkes Auge. Während der Juliusrevolution übernahm G. mit Lafayette und dem Herzog von Choiseul die Leitung des Staats, bis Ludwig Philipp erst Reichsverweser, dann König geworden war. Darauf wurde er Marschall, Pair und Kriegsminister, doch gab er diese Stellung bald freiwillig auf, da auch sein rechtes Auge litt. Er übernahm 1831 den Oberbefehl über das Heer, welches den Belgiern gegen Holland zu Hülfe geschickt wurde und erzwang 1832 die Räumung der Citadelle von Antwerpen. (S. Belgien.)