[140] Gama (Vasco de), geb. 1450 zu Sines in Portugal, entdeckte den Seeweg nach Ostindien, indem er zuerst die Südspitze Afrikas, das Cap der guten Hoffnung, umfuhr, und machte auf diese Weise eine unschätzbare Quelle des Handels zugänglicher, zu der man früher nur mit unsaglichen Schwierigkeiten zu Lande mitten durch die rohen Völker Asiens gelangen konnte. Schon früher hatte Bartolomeo Diaz (s.d.) diesen Weg betreten; und G. bewog den König von Portugal, Emanuel den Glücklichen, ihm vier Schiffe mit 160 Mann Seeleuten und Soldaten zu geben, um den kühnen Versuch, zu Wasser nach Indien zu gelangen, weiter zu verfolgen. Am 9. Jul. 1497 wurde die Entdeckungsreise angetreten und am 20. Nov. segelte G. um das Cap der guten Hoffnung. Er landete bei Mozambique und bei Mombaza, beide an der Ostküste Afrikas, wurde aber feindlich behandelt. Freundlicher nahm ihn der König von dem nahegelegenen Melinde auf, von wo aus er durch den ind. Ocean nach der Küste Malabar (der Westküste Vorderindiens) gelangte und bei dem in einer von Hindus bewohnten Stadt Kalkutta herrschenden Zamorin (d.h. König der Könige) freundliche Aufnahme fand, welche mohammedanische Kaufleute, die nach Kalkutta handelten, zwar auf einige Zeit störten, G. jedoch bald wieder herzustellen wußte. Mit Briefen des Zamorin an den König Emanuel kehrte G. nach Portugal zurück und lief nach einer Abwesenheit von zwei Jahren und zwei Monaten im Hafen von Lissabon wieder ein, aber von seiner sich mit eingeschifften Mannschaft waren nur noch 55 übrig. G. begab sich zunächst in ein Kloster, und erst nachdem er hier eine Woche im Gebet zugebracht, hielt er unter allgemeinem Jubel seinen Einzug in die Stadt und erschien vor dem Könige. G. erhielt den Titel eines Dom und den eines Admirals der östl. Meere und später noch die Würde eines Grafen von Vidigueira, ein Theil des Reichswappens wurde in sein Geschlechtswappen gesetzt, ihm ein Jahrgehalt von 3000 Dukaten bestimmt und ihm das Vorrecht gegeben, bei jeder Reise nach Indien 200,000 Crusados auf eignen Nutzen einzulegen. König Emanuel sendete nun 1500 Pedro Alvarez Cabral mit 13 Schiffen nach Indien, um die Entdeckungen zum Vortheil der Portugiesen sicher zu stellen. Schon nach einem Jahre kehrte Cabral, zwar mit Reichthümern beladen und von manchem Erfolge gekrönt, aber ohne seinen Zweck wegen vielfacher Feindseligkeiten, die ihm entgegengetreten waren, völlig erreicht zu haben, nach Portugal zurück. Hierauf wurde 1502 Vasco de G. zum zweiten Mal, diesmal aber mit einer Flotte von 20 Schiffen, nach Indien geschickt. Er machte hier mehre Eroberungen, schloß mit verschiedenen einheimischen Fürsten vortheilhafte Verträge und demüthigte feindlich gesinnte Fürsten, namentlich auch den Zamorin von Kalkutta, der sich seit seiner letzten Anwesenheit feindselig benommen hatte. In einer Seeschlacht gegen 29 von demselben ausgerüstete Schiffe machte er reiche Beute. In Kochim errichtete er eine portug. Factorei und mit Schätzen reich beladen kehrte er 1503 nach Portugal zurück und hielt in Lissabon einen feierlichen Einzug. Franz de Almeida und Alfons de Albuquerque (s.d.) befestigten die portug. Macht noch mehr in Ostindien; endlich aber wurde 1524 Vasco de G. zum dritten Male mit 14 Schiffen von Emanuel's Nachfolger, dem König Johann III., abgeschickt und zum Vicekönig von Indien ernannt. Nur drei Monate verwaltete er aber dieses Amt; mitten unter Siegen über die Eingeborenen starb er am 24. Dec. 1524 zu Goa, welches die Hauptstadt der portug. Besitzungen in Ostindien werden sollte.