Gut

[302] Gut nennt man im Allgemeinen Das, was seinem Zwecke entspricht, während Alles, was demselben nicht gemäß oder entgegen ist, schlecht oder böse heißt. In Bezug auf das geistige Dasein des Menschen, d.h. in moralischer Bedeutung, bedient man sich der Ausdrücke gut und böse ebenfalls in derselben Weise, nur daß man bestimmter den Zweck des Menschen im Auge hat, ein vernünftiges, geistbegabtes Wesen zu sein, welches frei ist, d.h. die Macht hat, in seinen Handlungen als vernünftiges Wesen sich zu bethätigen. Hiernach fallen gut, frei und vernünftig in Eins zusammen. Die Religion, welche in Gott den völlig banden- und mangellosen Geist anerkennt, spricht den Zweck oder die Bestimmung des Menschen als Gottähnlichkeit aus, sodaß in der höchsten Vollendung (der Heiligung) des Menschen der menschliche Wille mit dem göttlichen Willen Eins wird, und da nach solcher Vereinigung mit Gott jeder Mensch streben soll, so nennt sie gut, was dem Willen Gottes gemäß, böse, was demselben. zuwider ist. Das wahrhaft Böse ist Das, was sich gegen den Willen Gottes (den wahrhaft vernünftigen und freien) auflehnt, daher die Religion das Princip des Bösen in der Person des Teufels, des Widersachers, des Bösen, des stets verneinenden Geistes darstellt, dessen Macht aber durch die Menschwerdung Gottes, durch die Erlösung gebrochen ist, indem das Werk der Erlösung eben jene Vereinigung des Menschen mit Gott ist. – Im gemeinen Sprachgebrauch bezeichnet man mit gut Alles, was überhaupt nützlich, förderlich, angenehm ist, namentlich heißen Güter alle Besitzthümer des Menschen, und wie dieser sowol ewiger als irdischer Natur ist, unterscheidet man ewige und irdische Güter.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 302.
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