Heroen

[379] Herōen (Mehrzahl von Heros), Halbgötter, hießen bei den Griechen die göttlich verehrten Männer ihrer Sagengeschichte, deren Ursprung von den Göttern abgeleitet wurde und von denen man glaubte, daß sie in Folge ihrer übermenschlichen Thaten nach dem Tode in den Olymp aufgenommen worden seien. Die vornehmsten Familien unter den Griechen leiteten von solchen Heroen ihre Abstammung her. Man bezeichnete indeß wol auch die gesammten, durch Kraft und Mannhaftigkeit ausgezeichneten Vorfahren des griech. Volks als Heroen. Die Zeit dieser Vorfahren, das heroische Zeitalter, war es, an welche sich alle volksthümlichen Sagen und daher auch die Poesie vorzugsweise anschlossen. Da der Charakter der Heroen sich durch Großartigkeit und Erhabenheit auszeichnet, so hat man einen solchen Charakter überhaupt Heroismus, etwa soviel wie Heldensinn, genannt. Ein großer Theil der Sagen aus dem heroischen Zeitalter bezieht sich auf die Liebesverhältnisse der Heroen, und der lat. Dichter Ovid schrieb daher unter dem Titel Heroiden eine Sammlung poetischer Briefe, welche die Helden und Heldinnen der Vorzeit gewechselt haben sollten. Da die Heroen in ihrer Liebe nicht eben sehr treu waren, so enthalten die Heroiden großentheils Klagen über Treulosigkeit und verkannte Liebe. Man hat ähnliche Gedichte auch in späterer Zeit, namentlich in Frankreich, gedichtet, so daß die Heroiden zu einer eignen Dichtungsart geworden sind. – Unter den alten Heroen sind namentlich zu erwähnen: Perseus (s.d.), Bellerophon (s. Chimära und Pegasus), Hercules (s.d.), Theseus (s.d.), die Argonauten (s.d.), Ödipus (s.d.) und seine Nachkommen, die Helden vor Troja (s.d.), Prometheus (s.d.).

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 379.
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