[407] Holstein, ein zum deutschen Staatenbunde gehörendes Herzogthum, dessen Souverain der König von Dänemark ist, liegt im N. des untern Laufs der Elbe und erstreckt sich bis zur Eider, welche die Grenze gegen Schleswig bildet. Im SO. grenzt es an hamburger und lübecker Gebiet und an Lauenburg; im O. an die Ostsee und im W. an die Nordsee. Bis ins 8. Jahrh. ist die Geschichte dieses Landes in Dunkel gehüllt und erst zur Zeit Karl's des Großen tritt sie aus demselben hervor. Die Bewohner, ein kräftiger Volksstamm von sassisch-niederdeutscher Abkunft, zeichneten sich [407] als kühne Seefahrer, sowie durch Tapferkeit aus und leisteten Karl's Heeren verzweifelten Widerstand; sie erlagen aber endlich und eine bedeutende Anzahl von ihnen wurde in die Niederlande abgeführt. Im Anfange des 9. Jahrh. wurde die Eider Nordgrenze des deutschen Reichs, das Land zwischen diesem Strome und der Elbe, das nun einen Theil desselben bildete, Nordalbingien genannt und als Grenzmark betrachtet, die später unter den sächs. Herzogen stand und deren größter Theil 1106 zur Grafschaft H. wurde, welche Graf Adolf von Schauenburg zu Lehen erhielt. Die Schauenburger regierten H. bis 1459, wo sie ausstarben; das Land fiel durch Wahl der Stände an Christian I. von Dänemark, wurde 1474 von Kaiser Friedrich III. zum Herzogthume erhoben und behielt sich das Recht vor, unter Christian's Nachkommen den jedesmaligen Herzog zu wählen, welches auch bis 1597 behauptet ward. Christian's Enkel, König Christian III. und Herzog Adolf, stifteten die beiden holstein. Hauptlinien, der Erstere die kön., mit mehren Nebenlinien, von denen nur noch die Linien Holstein-Sonderburg-Augustenburg und Holstein-Sonderburg-Glücksburg (vormals Beck) bestehen, und der Andere die herzogl. oder H.-Gottorp. Adolf's Enkel, Friedrich III., ward 1658 auch Herzog von Schleswig. In dem großen nordischen Kriege, zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, kamen sämmtliche gottorpische Lande unter die Gewalt Dänemarks, und der schlesw. Antheil verblieb demselben im Frieden von 1720. Karl Friedrich's von Gottorp Sohn ward als Peter III. Kaiser von Rußland, und dessen Sohn Paul überließ seinen auf ihn vererbten Antheil 1773 dem Könige Christian IV. von Dänemark gegen Oldenburg und Delmenhorst, die der jüngern gottorp'schen Linie überlassen wurden und seit 1777 das Herzogthum Oldenburg bilden. Seit 1773 ist H. bei Dänemark geblieben und wurde 1806, nach Auflösung des deutschen Reichs, von welchem es bis dahin stets einen Theil gebildet, gänzlich mit Dänemark vereinigt; aber 1815 mit Lauenburg wieder ein Staat des deutschen Bundes. Als Souverain desselben hat der König im weitern Rathe der Bundesversammlung drei Stimmen, im engern eine und stellt 3900 M. zur Bundesarmee; die Einkünfte des Landes belaufen sich auf mehr als 2 Mill. Gulden.
H. hat einen Flächeninhalt von 153 ! M. und 436,000 Bewohner, sämmtlich Deutsche, deren Sprache das Sassisch-Niederdeutsche ist. Hochdeutsch wird nur theilweise in den Städten geredet. Das Land wird von S. nach N. von einer sandigen Hügelkette durchzogen, welche die Wasserscheide zwischen Nord- und Ostsee bildet. Im Innern besteht H. zum Theil aus Haide und Moor; der östl. Theil, in dem sich herrliche Gegenden befinden, besteht aus fruchtbarem Lehmboden, im W. ist treffliches Marschland, das durch Deiche gegen den Andrang der Wellen geschützt ist. Kein anderes deutsches Land ist besser bewässert und hat üppigere Wiesen, als das »grüne« H.; unter den Seen ist der plöner der größte, und außer Elbe und Eider nennen wir von Flüssen noch: Stör, Wilster, Alster und Bille. Nord- und Ostsee sind durch den kieler Kanal verbunden, der von 1777–84 gebaut wurde. Er ist beinahe sechs M. lang und führt aus dem kieler Hafen in die Eider. Die Hauptproducte dieses vorzugsweise Ackerbau und Viehzucht treibenden Landes sind Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Flachs, Ölpflanzen, Holz, Schweine, besonders aber vortreffliches Rindvieh und ausgezeichnete Pferde. Der Butter- und Käsehandel ist sehr beträchtlich; Fabriken gibt es nur wenige. Gegenwärtig ist H. in Ämter getheilt; nach der alten historischen Eintheilung aber zerfällt es in: Dithmarsen, Stormarn, Wagrien, Holstein, die Grafschaft Ranzau und die Herrschaft Pinneberg. (Vergl. Dänemark.)
Brockhaus-1809: Holstein · Das Herzogthum Holstein
Brockhaus-1837: Staël Holstein
Brockhaus-1911: Schleswig-Holstein · Staël-Holstein · Holstein · Holstein [2]
DamenConvLex-1834: Staël Holstein, Anna Luise Germaine Necker, Baronin von · Holstein
Herder-1854: Staël-Holstein · Holstein
Meyers-1905: Holstein-Ledreborg · Schleswig-Holstein · Staël-Holstein · Holstein [1] · Holstein [2] · Holstein-Holsteinborg
Pataky-1898: Staël-Holstein, Freifrau Lucie v. · Amalie, Prinzessin zu Schleswig-Holstein
Pierer-1857: Holstein-oldenburgische Fideicommißgüter · Schleswig-Holstein meerumschlungen · Staël-Holstein · Holstein [4] · Holstein [1] · Holstein [2] · Holstein [3]